WAS MACHEN EIGENTLICH ... die S-Bahner? : Englisch büffeln
Für den Normalkunden beschränkt sich die Plauderei mit den Fachkräften der S-Bahn meist auf das Nötigste – und kommt nur aus einer Richtung. Da klingt mal ein zackiges „Erkner, zurückbleim, bitte!“ aus dem Lautsprecher, oder ein „Gesundbrunnen, bittä ausschteign, alle ausschteign!“ Aber mehr Gespräch ist selten. Das dürfte sich ändern.
Pünktlich zur Fußball-WM werden 270 freundliche S-Bahner die Bahnhöfe bevölkern und verwirrten Touristen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mehr noch: Die so genannten „WM-Botschafter“ (Pressetext) werden auf Englisch parlieren. Was? Ja, genau! Es geht um DIE Berliner S-Bahn. Für die Wandlung zum metropolentauglichen Championship-Guide büffeln die ausgewählten Mitarbeiter fleißig, und nicht zu knapp: Die Intensivkurse dauern bis zu 40 Stunden. In der Woche, versteht sich. Die Frage nach dem Fahrtziel Olympiastadion will schließlich in der korrekten Tense beantwortet werden.
Keine Frage, die Touristen so willkommen zu heißen, ist eine tolle Sache. Aber wenn man es sich recht überlegt, kann einem die Vorstellung von 270 redewütigen S-Bahnern ein wenig Angst machen. Denn bekanntlich neigen Sprachanfänger dazu, das Erlernte an den Mann/die Frau bringen zu wollen. Es empfiehlt sich also, ab Juni die Bahnhöfe mit forschem Schritt zu durchqueren. Wer ahnungslos schaut, wird angequatscht – in English, but with Berliner Schnauze. Und ein frühmorgendlicher Smalltalk über Fahrtplanfeinheiten ist nun wirklich nicht jedermanns Sache. US FOTO: S-BAHN