WAS DIE NPD MIT IHRER „DEUTSCHLANDFAHRT“ BEZWECKT : Neonazis auf Tour
Die Begrüßung war noch zu hören, dann war Schluss. Am Mittwoch ging der Stopp der NPD bei ihrer „Deutschlandtour 2012“ in Hamburg im lautstarken Protest unter. „Haut ab“, schallte es dem Hamburger NPD-Landesvize Thomas Wulff auf dem Platz zwischen Hauptbahnhof und Kunsthalle entgegen. Der Protest verunsicherte den NPD-Bundespressesprecher Frank Franz beim Schimpfen über die Europäische Union erkennbar.
Kurz vor elf Uhr war die NPD mit ihrem neuen Werbe-LKW vorgefahren, auf dem „Einwanderung stoppen“ und „Wir wollen nicht Zahlmeister Europas sein“ prangt – zwei Themen, mit denen die NPD Zuspruch finden will. An die 500 Gegendemonstranten dürften die 16 NPD-Kader erwartetet haben.
Seit Donnerstag vergangener Woche ist die NPD auf der Tour. „Ein Tag, zwei Kundgebungen“ ist das Konzept. 52 Städte will die NPD bis zum Pressefest ihres Verlages Deutsche Stimme am 11. August anfahren.
Schon der Tourauftakt in Wolfsburg war von Protesten begleitet. In Hannover schritt die Polizei massiv ein. Keine zehn Minuten konnten NPD-Kader am Samstag in Lüneburg auftreten. In Delmenhorst war zuvor der LKW beschädigt worden. Am Montag mussten wegen der Proteste in Kiel und Neumünster die Kundgebungsorte verändert und die Auftritte verkürzt werden.
Mit der Aktion will die Partei nicht die eigenen Mitglieder mobilisieren, sondern flächendeckend Präsenz zeigen. Aus diesem Grund ist bei der Tour nur wenig Parteiprominenz vor Ort.
Die Partei dürfte aber auch nach neuen Aktionsformen für Wahlkämpfe suchen, hofft sie doch, bei der Europawahl Erfolg zu haben. Hierfür muss sie bundesweit wahrgenommen werden. Jörg Hähnel, Leiter der NPD-Öffentlichkeitsarbeit, kündigte schon eine Wiederholung der LKW-Tour an. Bis Redaktionsschluss war der zweite Stopp der NPD an der Elbe in Bergedorf noch nicht zu Ende.Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland