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Archiv-Artikel

WARUM IN ESCHEDE EINE SONNENWENDFEIER AUSFIEL Kameraden blieben fern

Seit 20 Jahren finden am Rande des niedersächsischen Eschede auf dem Hof von Joachim Nahtz Veranstaltungen der rechten Szene statt. Am Samstag wäre die traditionelle Sonnenwendfeier dran gewesen. Aber die Kameraden blieben weg und es kamen nur rund 100 Menschen aus der Region, um zu protestieren.

Auch wenn die Anhänger der NPD und der Kameradschaften gar nicht erst anreisten, hatten die Demonstranten nicht das Gefühl, umsonst hergekommen zu sein. „Wir freuen uns, dass keine Sonnenwendfeier stattfindet“, sagt Kirsten Dieckmann vom Celler Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus. In den vergangenen Jahren hatten das Forum wie auch Kirchen, Antifa-Gruppen und Gewerkschaften immer wieder gegen die Schulungen, Brauchtumsfeiern und Konzerte auf dem Gelände demonstriert. „Und der Protest dürfte die Szene schon angestrengt haben“, sagt Dieckmann. Aber die Sonnenwendfeier fiel wohl aus einem anderen Grund aus.

Nahtz hat etwa sieben Hektar Grünland verkauft, das an seinen Hof anschloss. Und genau auf diesem Stück Land fanden die Feiern statt. Der 77-jährige NPD-Anhänger wollte das Grundstück eigentlich an einen Kader aus der Region verkaufen, das scheiterte, heißt es. Und so hofft Eschedes Samtgemeindebürgermeister Günter Berg (parteilos), der Grundstücksverkauf könnte das Ende von Großveranstaltungen bedeuten.

Entwarnung möchte Dieckmann aber nicht geben. Das gesamte Anwesen ist nach dem Verkauf noch rund 5.000 Quadratmeter groß. Alleine das Gerümpel und der Schrott auf dem Hof würden die Nutzung für Großevents zur Zeit einschränken, sagt sie. Kleinere Veranstaltungen seien auch ohne Aufräumen möglich. Und richtig: Erst im Mai feierte der Anführer der Freien Kräfte Celle, Dennis Bührig, auf dem Hof seine Hochzeit – ganz der Weltanschauung folgend nach germanischem Brauch.Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland