WARNUNG IN DER NACHT : Geh da nicht durch!
Es war wohl schon eins. Ich wollte die Abkürzung durch den dunklen Weg nehmen, der von der Schlesischen zur Lohmühlenstraße führt. Zwei Männer kamen mir entgegen. Der eine sagte mit einer unheilverkündenden Stimme: „Geh da nicht durch!“ Langsam ging ich weiter. Er wiederholte seine Warnung. „Wieso soll ich da nicht langgehen?“ – „Sag ich dir nicht. Aber wenn du diesen Weg gehst, wirst du es bereuen.“
Obgleich ich davon ausging, dass sie mich nur veralbern wollten – wahrscheinlich hielten sie mich für einen Touristen –, machte mich die Warnung nervös. Der Weg war ja tatsächlich sehr dunkel, rechts paar Bäume, Büsche und der Kanal; links ein Fußballkäfig und später Sport- und Spielgeräte. Umkehren und den anderen, kaum längeren Weg zu nehmen ging aber nicht. Ich wollte die beiden nicht triumphieren lassen. Schließlich wohnte ich ja hier in der Gegend.
Ich ging den Weg sehr langsam. In der Art, wie Wasserscheue sich ins Wasser tasten. Nach ein paar Schritten blieb ich neben dem Fußballkäfig stehen und musterte die Gegend. Vielleicht sollte ich eine rauchen. Das kam mir aber irgendwie kokett vor. Es geht ja nicht darum, ungeschützt im Dunklen zu stehen und die eigene Angst bei ihrem Zunehmen zu beobachten, während man auf komische Geräusche achtet. Ich ging weiter.
Meine Hand umfasste das Zippofeuerzeug, das mir Hella und Curt mal vor Jahren geschenkt hatten. Es fühlte sich gut an. Weiter hinten fuhr ein Radfahrer mit Helm und hellem Scheinwerferlicht, das aber dahinten, nicht hier leuchtete. Ich war schon am Ende der Spiel- und Sportstraße am Schlesischen Busch angekommen. Es war schon heller, nun konnte man die Dinge wieder unterscheiden, kein Grund zu Ängsten mehr, auch wenn kein Mensch bis zur Karl-Kunger-Straße zu sehen war. Alles war nun so halbwegs vertraut hier. DETLEF KUHLBRODT