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Archiv-Artikel

WALFANG: IM SCHLIMMSTEN FALL HILFT EIN KONSUMENTENBOYKOTT Der erste Erfolg der Schlächterländer

Die interessierten Länder haben in der Internationalen Walfangkommission (IWC) nun doch die Mehrheit gedreht und einen ersten Beschluss gegen das Fangverbot herbeigeführt. Steht nun wieder ein Blutrausch auf den Meeren bevor, ein Massenabschlachten wie im vorletzten Jahrhundert? Nein, denn dafür gibt es nicht mehr genug Wale.

Außerdem will das heute niemand mehr, selbst in Japan und Norwegen nicht. Auch wenn einige Umweltschutzorganisationen dies anders sehen – in Tokio und Oslo vertritt kein verantwortlicher Politiker ein Zurück zum Jahr 1946, als die IWC gegründet wurde, um den Walbestand zu bewirtschaften. Damals wurden die Bestände hochgerechnet, um auf hohe Abschussquoten zu kommen. Der Druck der internationalen Meinung würde so etwas heute nicht mehr zulassen, die Boykottwaffe ist nicht stumpf: Zumindest in Norwegen erinnert man sich noch an die Konsumentenboykotte der Neunzigerjahre, die die Lobbygruppen in den USA und Großbritannien ausriefen.

Das Walfangmoratorium ist derzeit nicht in Gefahr. Es bedarf einer Dreiviertelmehrheit, es zu kippen. Japan & Co sind davon weit entfernt. Errungen haben die Waljäger allerdings einen diplomatischen Achtungserfolg, indem sie vier ihnen wohlgesonnene Länder in die IWC aufnahmen, während die Walschützer ihre Fraktion nur mit einem neuen Mitglied (Israel) aufstocken konnten. Eine absurde Situation: Der Umfang des Walschutzes hängt tatsächlich davon ab, wem es in Zukunft gelingt, die meisten Neumitglieder heranzuschaffen. Stimmenverhältnisse sind zwar schon immer zentral für die Arbeit der IWC gewesen – und es waren die Walschützer, die dies als Erste erkannt haben. Mittlerweile drohen die Abstimmungen die Organisation aber vollständig zu blockieren.

Die Wale sind zu wichtig, als dass sie einem Organ überlassen werden können, das seit Jahren dem Kollaps näher ist als vernünftigen Resultaten. Die USA, das nun turnusmäßig der IWC vorsteht, haben angekündigt, die Walfrage zu einem Thema auf Ministerebene machen zu wollen, statt sie allein einer chaotischen Jahrestagung zu überlassen. Ein sinnvoller Vorstoß und zudem einer eines Walfanggegners. REINHARD WOLFF