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Archiv-Artikel

Vorurteilsbelastete Dichotomie

betr.: „Hoher Jammerfaktor“, Andreas Hartmann zum „Sound der Stadt“, taz vom 2. 12. 05

Es ist eine vorurteilsbelastete und überflüssige Dichotomie zwischen dem „behäbigen“ Akademikermilieu auf der einen Seite und der einzig wahren Subkultur auf der anderen Seite, die der Autor – mal wieder – bemüht. Wer für ein Buch wie das hier rezensierte schreiben darf, interviewt und zitiert werden sollte (natürlich die Richtigen) und wer nicht (natürlich die Falschen), muss zwar als subjektive Meinung des Autors so hingenommen werden, erkennbar ist aber dennoch, wie einfach es ist, die Welt überschaubar in „die Insider“ (natürlich die Guten) und „die Ahnungslosen“ (natürlich die Bösen) aufzuteilen.

Mit einem Minimum an Recherche hätte der Autor – der sich ja über ein „c“ zu viel im Namen des DJs Paul van Dyk entrüstet – vermutlich weder den Vornamen des Herausgebers Albert Scharenberg verwechselt noch die beiden erwähnten englischsprachigen Geografen als Amerikaner bezeichnet (beide sind Briten). Zudem hätte der Autor leicht feststellen können, dass die beiden Herausgeber kaum weiter als möglich davon entfernt sein können, aus der verdunkelten Welt hermetisch abgeriegelter Elfenbeintürme heraus zu argumentieren. Vielleicht missverstehe ich den Autor ja als elitär im Hinblick auf seine Bewertung der „Subkultur“, aber ich glaube nicht, dass beispielsweise ein Uniabschluss Menschen notwendigerweise zu einer sofortigen und radikalen Vergreisung zwingt.

Was ist dagegen einzuwenden, sich für die Erhaltung und Schaffung subkultureller Freiräume in Berlin stark zu machen? Das negiert keineswegs die Existenz weiterer Probleme, die der Autor jedoch als die echten Probleme der Berliner Subkultur bezeichnet.

REGINA BERGLEZ

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