■ Vorschlag: Im Bossa-Takt – Ferenc Snetberger in der Passionskirche
Alle Jahre wieder, kommt nicht nur das Christuskind. Auch die Weihnachtskonzerte mit Ferenc Snetberger in der Passionskirche sind inzwischen schon zur festen Institution geworden. Tatsächlich kann man sich kaum etwas Besinnlicheres vorstellen, als die Feiertage mit einem Konzert des virtuosen Gitarristen zu beschließen. Der gebürtige Ungar, der seit nunmehr neun Jahren in Berlin lebt, ist ein versierter Wanderer zwischen den musikalischen Welten. In Ungarn begann er seine klassische Ausbildung schon im Alter von 13 Jahren, später studierte er am Jazz-Konservatorium in Budapest. Doch vor allem vom brasilianischem Gitarristen Egberto Gismondi ließ er sich hörbar inspirieren. Schon Snetbergers Debüt enthielt eine „Hommage Gismondi“. Und auch das „Budapest Concert“, seine jüngste Einspielung, an einem einzigen Abend in der ungarischen Hauptstadt live aufgenommen, verweist mit dem rasanten „Bossa for Egberto“ auf das große Vorbild.
Doch der Ausnahmegitarrist hat längst zu einer eigenen stilistischen Handschrift gefunden, die sich hergebrachten Kategorien und Klischees entzieht. Seine Kompositionen spannen den Bogen von heimischem Zigeuner-Jazz zu spanischem Flamenco, von der Technik der klassischen Konzertgitarre hin zu jazziger Improvisation. Beiläufig streut er Variationen zu Bach-Themen ein, verbindet Budapest und Berlin im Bossa-Takt.
Aus den Motiven, denen Snetberger erst auf der Bühne ihre subtile, letzte Form gibt, entstehen akustische Momente von impressionistischer Qualität. Bei aller Fingerfertigkeit läßt Snetberger aber stets Raum für Atempausen, damit die filigranen Klangstrukturen atmosphärisch zur Geltung kommen. Oft tritt er mit seinem gleichnamigen Trio auf. Doch am zweiten Weihnachtstag gibt Ferenc Snetberger, allein zu Haus, ein Solo-Heimspiel.
Am 26.12. ab 20 Uhr in der Passionskirche, Marheinekeplatz
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