Vormerken : Bei den Berliner Lektionen: Von Freiheiten und anderen „Luxusgütern“
Schönreden will Seyran Ateș schon einmal nichts. Selbst umseitig so liebgewonnene Traditionen wie den Kreuzberger „Karneval der Kulturen“ hält die Frauenrechtlerin und Autorin für „eine deutsche Fiktion“. Da müsse man doch nur die Häuser hochschauen, zu den hinter den Gardinen eingesperrten Frauen, meinte Ateș in einem Interview hier in der taz: „Mir kommt Multikulti wie organisierte Verantwortungslosigkeit vor.“ Und: „Die Linken und Liberalen und Feministinnen sind immer nur ratlos und veranstalten Tagungen und suchen den Konsens – das ist zu wenig.“ Was man stattdessen mal tun könnte, wird Seyran Ateș am morgigen Sonntag bei den Berliner Lektionen im Renaissance-Theater verraten. „Von Freiheiten und anderen ‚Luxusgütern‘“ ist der Titel ihres Vortrags, und dabei hat sie die wesentlichen Erkenntnisse schon ihrem eigenen Leben abgewonnen. Aufgewachsen in Berlin, ist sie mit 17 von zu Hause weggelaufen, um sich einer Zwangsehe zu entziehen. Auch als Anwältin kämpft sie gegen Zwangsehen, Ehrenmorde und Gewalt in türkischen Familien. Wegen ständiger Anfeindungen und Bedrohungen legte sie vor zwei Jahren ihre Mandate vorübergehend nieder. Bereits 1984 überlebte sie nur knapp ein Attentat. TM
Seyran Ateș „Von Freiheiten und anderen ‚Luxusgütern‘“: Renaissance-Theater, Knesebeckstraße 100. Sonntag, 14. Dezember, 11.30 Uhr. 8/6 Euro