Vormerken : Jede Menge an musikalischen Damenbekanntschaften im Ballhaus Naunynstraße
„Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide“, stöhnt da diese Mignon, die der Weimarer Geheimrat auf dem Gewissen hat. „Allein und abgetrennt von aller Freude.“ Was ja doch auch ein kulturgeschichtliches Gemetzel anzeigt. Denn erst wird das Mädel in mühselig langen Kapiteln von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ zu einer Art Popanz aufgebaut, nur um dann von einer Seite zur nächsten zu verschwinden, ohne nur die blasseste Spur zu hinterlassen. So ein plötzlicher literarischer Kindstod, was nicht sehr nett von dem Herrn Goethe war, das. Jedenfalls treibt sich diese Mignon jetzt auch im Ballhaus Naunynstraße herum, musikalisch eingekleidet von Hugo Wolf, wo sie auf eine ganze Menge weiterer Damenbekanntschaften trifft. Alle sind sie mehr oder weniger bekannt aus Film, Funk und Fernsehen, wie die Seeräuberjenny, die Christel von der Post oder Pamina aus Mozarts „Zauberflöte“. Also Oper in einem fröhlichen Gelage mit dem Chanson, in zwanzig szenischen Miniaturen bei „Weibsbilder“, „eine verlängerte Happy Hour über den Tod, die Lust und die Liebe“. Ein Programm mit der Sopranistin Katrin Glaser, am Flügel sitzt Børgit Klösters, und an der Bar steht Alexander Koch. Heute und am Samstag im Ballhaus Naunynstraße. TM