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Vorgehen gegen NeonazisNPD = Nationale Portmonee Debatte

Die Rechtsextremen zu bekämpfen, indem man ihnen das Geld nimmt, halten nur wenige Innenminister für möglich. Auf ihrer Konferenz wird der Vorschlag deshalb wohl abgelehnt.

Innenminister Schünemann will die NPD nicht mehr finanzieren. Bild: dpa

POTSDAM taz Der Vorschlag von Niedersachsen Innenminister Uwe Schünemann (CDU), der NPD die staatliche Finanzierung zu entziehen, stößt bei der Innenministerkonferenz in Potsdam auf große Skepsis. Auch Parteikollegen Schünemanns halten wenig von der Idee. "In dieser Legislaturperiode die Verfassung zu ändern, halte ich für problematisch", sagte Brandenburgs Vertreter Jörg Schönbohm (CDU). Sachsen-Anhalt reagierte ebenfalls skeptisch. Innenminister Holger Hövelmann (SPD) setzt weiter auf ein neues Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht: "Man muss das Grundgesetz nicht ändern, es würde reichen, es anzuwenden." Am Freitag werden die Ressortchefs über den Vorstoß diskutieren - eine Abstimmung ist aber nicht vorgesehen.

Schünemann hatte eine Grundgesetzänderung vorgeschlagen, um die staatliche Alimentierung der Rechtsextremen stoppen zu können. Nach seinem Wunsch soll in der Verfassung festgehalten werden, dass Parteien, die "Bestrebungen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung" verfolgten, von der Finanzierung künftig ausgeschlossen werden können. Die rechtsextreme Partei erhält rund 1,45 Millionen Euro vom Staat.

Dominiert wird die Tagung unterdessen vom Streit über neue Befugnisse für das Bundeskriminalamt. Die Innenminister warfen sich gegenseitig eine Blockadehaltung vor. Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bezichtigte die SPD-Länderkollegen des Wankelmuts. Diese hatten zuletzt nach und nach angekündigt, das BKA-Gesetz abzulehnen. "Die reden das Gegenteil von dem, was sie vor zwei Wochen noch gesagt haben", sagte Schäuble. Die SPD-Minister reagierten mit Unverständnis. Schäuble habe ihre Wünsche "gänzlich ignoriert", betonte Sachsen-Anhalts Innenminister Hövelmann. Weiterer Streit wird erwartet.

Damit scheint eine Einigung vor der Bundesratsabstimmung am 28. November vom Tisch. Einen Ausweg dürfte jetzt nur noch der Vermittlungsausschuss bieten. Mit dem Gesetz soll das BKA künftig für die Terrorabwehr und nicht mehr nur zur Strafverfolgung zuständig sein. Vor allem drei Punkte sind umstritten. Die SPD-Seite will den Zeitpunkt genauer definiert haben, ab dem das BKA künftig bei der Terrorabwehr die Zuständigkeit von den Landesämtern übernimmt. Zudem haben die Sozialdemokraten rechtsstaatliche Bedenken bei der Onlinedurchsuchung. Auch das eingeschränkte Zeugnisverweigerungsrecht ist ihnen ein Dorn im Auge.

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9 Kommentare

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  • M
    meinName

    Warum nicht gleich das Verbot über die Parlamentarische Geschäftsordnung? Ist doch viel bequemer. Und weil das mit der NPD so schön klappt, der keiner nachweinen müsste, kann man als nächstes die Linke damit drankriegen. Ungeheuer clever der CDU-Vorschlag. Wundert mich nur, dass SPD und Grüne nicht vor Entzücken kreischen, die doch liebend gerne die Konkurrenz so abwürgen könnten. - Kann es sein, dass die trotz des gegenteiligen Anscheins noch einen Funken Anstand und Vernunft haben?

    Es gibt wahrlich größere Probleme als eine so mickrige Partei wie die NPD. Und wenn ich mir das rassistische Geschrei in der SZ anhöre, sobald es um China geht, erscheinen mir die offenen Rassisten beinah noch sympathischer!

  • G
    Gabi

    Ich kann mir nicht erklären, dass es hier in Deutschland überhaupt noch eine Partei geben kann, die sich "Npd" nennt.

    Ehrlich, ich fühle mich vera.....!

    Ich bin 1958 geboren, habe sehr viel über dieses "System" lernen müssen..., und dann setzt man mir eine Partei mit dem Namen "Npd" vor die Nase.

    Das Schlimme ist daran, dass sich unsere demokratischen Politiker in diesem Punkt so benehmen, als hätte es unsere Geschichte nicht gegeben.

    Und das bedeutet für mich, dass ich aus diesem Dilemma (das ich selbst nie begangen habe ), nie herauskommen kann.

    Noch heute kann ich Reden von bestimmten Politikern lesen, die der Bevölkerung die Mitverantwortung nahelegen, aber zu der Verantwortung ihrer eigenen politischen Verwandtschaft sagen: "Der hat von nichts gewusst!"

    Und das wird unseren Kindern heute noch gelehrt. Das sind übrigens gern gesehene Gäste in diversen Talk-Shows.

    Was ich mit Entsetzen sehe, das ist, dass "die Linke" mehr bekämpft wird als die Npd.

    Die Debatte über die Npd kommt immer nur sporadisch hoch.

    Ich kann es nicht verstehen. Ich empfinde es für mich (mal ganz egoistisch gesehen ) als Zumutung. Wie sollen sich da erst die Juden in unserem Land fühlen?!

  • I
    Idil

    Normale

    Pro-rassistische

    Deutsche

     

    sagen öfter und offener, was sie denken. Das unterscheidet sie von vielen anderen, bei FDP, CDU/CSU und bis hinein in die SPD, auch manche Bündnisgrüne, ja sogar bis hinein in Die Linke, oder deren jeweilige Wahlklientel. Nach meiner Erfahrung sind mindestens 50% der Deutschen rassistisch und nationalistisch eingestellt, wenns drauf ankommt (z.B. "unser" Wirtschaftsstandort darf auf Kosten anderer florieren u.s.w.), und das Schlimmste dabei ist, da ist Deutschland gar keine so große Ausnahme in der Welt.

  • M
    meinName

    Warum nicht gleich das Verbot über die Parlamentarische Geschäftsordnung? Ist doch viel bequemer. Und weil das mit der NPD so schön klappt, der keiner nachweinen müsste, kann man als nächstes die Linke damit drankriegen. Ungeheuer clever der CDU-Vorschlag. Wundert mich nur, dass SPD und Grüne nicht vor Entzücken kreischen, die doch liebend gerne die Konkurrenz so abwürgen könnten. - Kann es sein, dass die trotz des gegenteiligen Anscheins noch einen Funken Anstand und Vernunft haben?

    Es gibt wahrlich größere Probleme als eine so mickrige Partei wie die NPD. Und wenn ich mir das rassistische Geschrei in der SZ anhöre, sobald es um China geht, erscheinen mir die offenen Rassisten beinah noch sympathischer!

  • G
    Gabi

    Ich kann mir nicht erklären, dass es hier in Deutschland überhaupt noch eine Partei geben kann, die sich "Npd" nennt.

    Ehrlich, ich fühle mich vera.....!

    Ich bin 1958 geboren, habe sehr viel über dieses "System" lernen müssen..., und dann setzt man mir eine Partei mit dem Namen "Npd" vor die Nase.

    Das Schlimme ist daran, dass sich unsere demokratischen Politiker in diesem Punkt so benehmen, als hätte es unsere Geschichte nicht gegeben.

    Und das bedeutet für mich, dass ich aus diesem Dilemma (das ich selbst nie begangen habe ), nie herauskommen kann.

    Noch heute kann ich Reden von bestimmten Politikern lesen, die der Bevölkerung die Mitverantwortung nahelegen, aber zu der Verantwortung ihrer eigenen politischen Verwandtschaft sagen: "Der hat von nichts gewusst!"

    Und das wird unseren Kindern heute noch gelehrt. Das sind übrigens gern gesehene Gäste in diversen Talk-Shows.

    Was ich mit Entsetzen sehe, das ist, dass "die Linke" mehr bekämpft wird als die Npd.

    Die Debatte über die Npd kommt immer nur sporadisch hoch.

    Ich kann es nicht verstehen. Ich empfinde es für mich (mal ganz egoistisch gesehen ) als Zumutung. Wie sollen sich da erst die Juden in unserem Land fühlen?!

  • I
    Idil

    Normale

    Pro-rassistische

    Deutsche

     

    sagen öfter und offener, was sie denken. Das unterscheidet sie von vielen anderen, bei FDP, CDU/CSU und bis hinein in die SPD, auch manche Bündnisgrüne, ja sogar bis hinein in Die Linke, oder deren jeweilige Wahlklientel. Nach meiner Erfahrung sind mindestens 50% der Deutschen rassistisch und nationalistisch eingestellt, wenns drauf ankommt (z.B. "unser" Wirtschaftsstandort darf auf Kosten anderer florieren u.s.w.), und das Schlimmste dabei ist, da ist Deutschland gar keine so große Ausnahme in der Welt.

  • M
    meinName

    Warum nicht gleich das Verbot über die Parlamentarische Geschäftsordnung? Ist doch viel bequemer. Und weil das mit der NPD so schön klappt, der keiner nachweinen müsste, kann man als nächstes die Linke damit drankriegen. Ungeheuer clever der CDU-Vorschlag. Wundert mich nur, dass SPD und Grüne nicht vor Entzücken kreischen, die doch liebend gerne die Konkurrenz so abwürgen könnten. - Kann es sein, dass die trotz des gegenteiligen Anscheins noch einen Funken Anstand und Vernunft haben?

    Es gibt wahrlich größere Probleme als eine so mickrige Partei wie die NPD. Und wenn ich mir das rassistische Geschrei in der SZ anhöre, sobald es um China geht, erscheinen mir die offenen Rassisten beinah noch sympathischer!

  • G
    Gabi

    Ich kann mir nicht erklären, dass es hier in Deutschland überhaupt noch eine Partei geben kann, die sich "Npd" nennt.

    Ehrlich, ich fühle mich vera.....!

    Ich bin 1958 geboren, habe sehr viel über dieses "System" lernen müssen..., und dann setzt man mir eine Partei mit dem Namen "Npd" vor die Nase.

    Das Schlimme ist daran, dass sich unsere demokratischen Politiker in diesem Punkt so benehmen, als hätte es unsere Geschichte nicht gegeben.

    Und das bedeutet für mich, dass ich aus diesem Dilemma (das ich selbst nie begangen habe ), nie herauskommen kann.

    Noch heute kann ich Reden von bestimmten Politikern lesen, die der Bevölkerung die Mitverantwortung nahelegen, aber zu der Verantwortung ihrer eigenen politischen Verwandtschaft sagen: "Der hat von nichts gewusst!"

    Und das wird unseren Kindern heute noch gelehrt. Das sind übrigens gern gesehene Gäste in diversen Talk-Shows.

    Was ich mit Entsetzen sehe, das ist, dass "die Linke" mehr bekämpft wird als die Npd.

    Die Debatte über die Npd kommt immer nur sporadisch hoch.

    Ich kann es nicht verstehen. Ich empfinde es für mich (mal ganz egoistisch gesehen ) als Zumutung. Wie sollen sich da erst die Juden in unserem Land fühlen?!

  • I
    Idil

    Normale

    Pro-rassistische

    Deutsche

     

    sagen öfter und offener, was sie denken. Das unterscheidet sie von vielen anderen, bei FDP, CDU/CSU und bis hinein in die SPD, auch manche Bündnisgrüne, ja sogar bis hinein in Die Linke, oder deren jeweilige Wahlklientel. Nach meiner Erfahrung sind mindestens 50% der Deutschen rassistisch und nationalistisch eingestellt, wenns drauf ankommt (z.B. "unser" Wirtschaftsstandort darf auf Kosten anderer florieren u.s.w.), und das Schlimmste dabei ist, da ist Deutschland gar keine so große Ausnahme in der Welt.