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Archiv-Artikel

Vor Ort GESA SCHÖLGENS über einen besonders einsamen Flughafen im Siegerland

Er ist Deutschlands höchst gelegener Flughafen (610 Meter), aber trotzdem am Boden ziemlich unbekannt: Der Siegerlandflughafen im Dreiländer-Eck zwischen NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen. Hoch sind auch die Subventionen für den Regionalflughafen, klagen die Grünen, die den Airport seit 20 Jahren bekämpfen. „Fast eine Million Euro zahlt der Kreis jährlich für einen Flughafen, der nur wenigen etwas nützt“, sagt Anke Hoppe-Hoffmann vom Grünen-Stadtverband Siegen. Seit seiner Eröffnung in den 60ern sei der Airport defizitär, ergänzt Helga Rock von der grünen Kreistagsfraktion.

Derzeit wird der Siegerland-Flugplatz in Burbach hauptsächlich von Sportfliegern und Unternehmen genutzt. Der Flughafen liegt neben einem 29 Hektar großen Gewerbegebiet – drum herum nur grünes Land und ein paar Gehöfte. „Eine Gegend, in der sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, sagt Rock. Wer in Urlaub fliegen wolle, sei ebenso schnell am Kölner Flughafen – mit besseren Verbindungen. Shuttle-Verkehr gebe es nicht, der Bus halte zwei Mal täglich. Der Werbeslogan „Mitten in Europa“ könne höchstens geografisch gemeint sein. „Vor ein paar Jahren haben sie es mit Linienflügen nach Sylt und Berlin probiert, aber das Vorhaben war utopisch, denn es gab keine Fluggäste“, so Hoppe-Hoffmann. Nur ein Bundestagsabgeordneter sei ein paar Mal nach Berlin geflogen.

Der Kritik begegnet Airport-Geschäftsführer Christoph Marschner mit Zahlen: „Wir liegen auf Platz sechs von 43 vergleichbaren Flughäfen.“ Täglich starteten und landeten im Schnitt 120 Maschinen – es gebe 40.000 Flugbewegungen jährlich, so der Geschäftsführer. Was aber in den Augen der Grünen wenig aussagt.

Einem aktuellen Gutachten zufolge gibt es dank Siegerlandflughafen Steuereinnahmen von 4,2 Millionen Euro jährlich und 160 Arbeitsplätze. Damit seien die Einnahmen fünf Mal höher als die Betriebskosten der öffentlichen Hand, freut sich Marschner. Zudem sei kein Regionalflughafen in der Lage, Kosten deckend zu arbeiten. „Im Vergleich stehen wir noch außerordentlich günstig da.“ Insgesamt hingen acht Gewerbebetriebe am Airport, darunter eine Flughafenwerft und eine Flugschule. Wichtig seien auch der Just-in-time-Transport von Automobilersatzteilen sowie Geschäftsflüge.

Die Grünen zweifeln dennoch am Nutzen für die Gewerbebetriebe. „Da gibt es ein Heizkraftwerk und ein Lidl-Verteilzentrum. Lidl transportiert aber alles per LKW“, sagt Hoppe-Hoffmann. Das Gutachten sei nicht wirklich unabhängig, da es von der Interessensgemeinschaft der Regionalflughäfen in Auftrag gegeben wurde, so Rock. Nun wolle man es genau unter die Lupe nehmen, bevor erneut eine Schließung beantragt werde.

Der Antrag wird aber wahrscheinlich an der fehlenden Mehrheit im Kreistag scheitern. Für die Kreis-CDU und den konservativen Bürgermeister von Burbach steht der Siegerland-Flughafen ohnehin nicht zur Disposition. Auch einige Nachbargemeinden, darunter Erndtebrück, sagen, dass ihre Wirtschaft vom Flughafen profitieren würde.