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■ Von LeserIn zu LeserInWas weh tut heilt

betr.: „Die Gurke des Jahres“, Titelseite taz vom 24. 11. 01, „‚Gratulation‘ oder ‚Geschmacklos‘“, Reaktionen dazu, taz vom 29. 11. 01

Mit Erschrecken habe ich heute die LeserInnenseite gelesen. Lasst euch nicht zu sehr beeindrucken von diesen Drohungen. Im Namen der Freiheit und des echten Journalismus: bleibt bei der Wahrheit, denn wir brauchen sie. [. . .]

MANFRED BURAZEROVIC, Essen

Hallo? Jemand zu Hause? Was soll die Aufregung? [. . .] So weit ich mich erinnere hat es keine Leserbrief-Sonderseite gegeben, als die USA und GB Streubomben auf Afghanistan geworfen haben. Das wäre mal was gewesen. [. . .] MARTIN MARKOWITZ, Düsseldorf

Mann o Mann! Da war ich aber überrascht, wie viele eurer Leser reagieren. Auch ich war hin und weg, als ich diese Frontseite sah, aber im positiven Sinne!

Das hat nun wirklich nichts mit Bild oder BZ zu tun, und da braucht man die taz auch gar nicht angreifen, dass sie jetzt ja nun genauso wie die Springer-Presse gegen die Grünen Stimmung macht. Neuerdings würde ich eher diese Klatsch-Blätter als Freunde der Grünen oder wenigstens Sympathisantenkreis einstufen, denn wer sich auf seiner Seite 1 freut, wie es die BZ getan hat, „dass endlich unsere Jungs mitmachen können“, wird nicht gegen die Politik der Grünen hetzen, sondern sich vielmehr freuen, dass sie doch „endlich erwachsen geworden sind“. Dies sollte die taz jedoch nicht tun! [. . .] SEBASTIAN KREUZ, Berlin

Jetzt hättet ihr mich aber beinahe gehabt. Euer Konzept mit der ständig wandernden Satireseite ist wirklich spitze. Diesmal war sie unter „Meinung und Diskussion“ auf Seite 13 zu finden, richtig? Tolle Idee, einfach mal eine ganze Seite voller fingierter, dusseliger Leserbriefe zu drucken und damit die Leserschaft zu karikieren. Da stimmt wirklich alles, sogar die Namen sind klasse erfunden. [. . .]

Wer nicht spätestens hier gemerkt hat, was gespielt wird, der sollte morgen mit allen Leserbriefautoren zu Fliege gehen. Mich legt ihr damit nicht aufs Kreuz. MICHAEL BIELITZA, Münster

Der taz ist allenfalls vorzuwerfen, dass sie angesichts der dümmlichen Verrenkungen, mit denen Frau Roth den Kriegseintritt der deutschen Armee verteidigt, Frau Roth lediglich zur „Gurke des Jahres“ kürte. „Gurke des Millenniums“ wäre hier angebrachter.

THOMAS MEYER-FALK, Bruchsal

Mein Herz frohlockte und mein Verstand seufzte „endlich!“ Vielen Dank für „Die Gurke des Jahres“! [. . .] Und denen, welche die Wahrheit nicht ertragen können: Wahrheit tut weh, aber was weh tut heilt. HERMAN JAN OOSTER, Berlin

Ich dachte eigentlich, ihr wärt etwas für humorvolle Menschen, die neben dem Ernst in Leben und Politik auch noch Satire und Ironie zu schätzen wissen. Aber die Leserbriefe hinsichtlich Claudia und dem ihr gewidmeten Aufmacher zeugen von einer verbissenen grünen Leserschaft, die inzwischen tief verspießert ist. [. . .]

URS BÄDER, Heidelberg

Holzweg oder Holzkopf? Ich habe mich köstlich amüsiert über einige Leserbriefe. Vor allem die politisch-moralisch korrekten Eiferer sind doch immer wieder hübsch zu lesen. Fast so gut wie Droste, den ich seit „diesem Ereignis“ für seine Kommentare heiß und innig liebe (ich habe ihm sogar großmütig seine Textvergehen am Ossi verziehen). [. . .] KATRIN FRENZEL, Weilrod

Das sind doch echte Grüne, die zu Bayreuths Wagner laufen; wo die wahren Promis ihren Sekt (Verzeihung Champagner) zu sich nehmen. Schon dafür lohnt’s sich, bei Attack mitzumachen.

HARTMUT BERNECKER, Bietigheim-Mettz

Da war die Aufregung aber groß über die verdiente „Gurke des Jahres“. Mal abgesehen von dem Durcheinander, das Frau Roth in Afghanistan anrichten wollte (Bomben, ja bitte; Bombenstopp; Bomben, aber bitte ganz vorsichtig): Sie darf anziehen, was sie will. Ich möchte es nur nicht unbedingt sehen müssen. Sie darf auch nach Bayreuth fahren, muss aber nicht unbedingt davon schwätzen, dass Wagner nicht von vornherein problematisch sei. Und sie darf auch auf dem Parteitag der rheinland-pfälzischen Grünen sagen, es mögen nicht alle mit ihr einverstanden sein, aber sie doch bitte, bitte weiterhin „lieb haben“. Und schließlich darf sie auf dem Bundesparteitag der Grünen sagen, sie wolle kein großes Schlusswort sprechen, sondern nur ein „niedliches“. Aber dann darf sie sich auch nicht darüber wundern, dass sie alle anderen BewerberInnen um die „Gurke des Jahres“ um viele Gurkenlängen geschlagen hat. [. . .] RICHARD KELBER

Bitte macht weiter so und lasst euch nicht durch „Vertrauensfragen“ einiger Leser, die euch so angeblich nicht mehr lesen und unterstützen wollen, erpressen. Vielleicht haben eben auch mehrheitlich die geschrieben, die provoziert waren, und die anderen hielten es, wie ich, nicht für nötig.

Anders wäre es nicht besser zu sagen gewesen. Und ein wenig Bild-Zeitungsniveau tut der taz auch ganz gut, denn viele Menschen sind nur mit dieser Art Ansprache zu erreichen. Und ein wenig Provokation tut den obervernünftigen Macht-Hinterhergeierern auch ganz gut.

Frauenfeindlich war diese Parodie nun ja wohl wirklich auch kein bisschen. Es ging nun einmal um Claudia Roth, und das ihr von euch verpasste Gewand war kein bisschen frauenverachtend-aufreizend, sondern hatte eine eindeutig politische Aussage.

ANNA MEYER; Hamburg

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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