Volleyball-Liga: Netzhoppers sind die Hertha des Volleyballs

Auf Platz vier der Volleyball-Liga haben sich die Netzhoppers Königs Wusterhausen vorgeschmettert. Der Erfolg ist ähnlich überraschend wie der von Hertha BSC beim Fußball. Probleme haben die Brandenburger aber mit dem Geld.

Der Fanclub der Volleyballer des SC Charlottenburg gönnte sich am Sonnabend mal einen Trip zu einem Auswärtsspiel. Aber nicht ins fränkische Eltmann, wo der SCC antrat, ging die Reise, sondern ins berlinnahe Bestensee. Dort empfingen die Netzhoppers Königs Wusterhausen den deutschen Meister VfB Friedrichshafen.

Der Besuch war nicht ganz uneigennützig. Der SCC steht derzeit punktgleich mit Haching und Friedrichshafen an der Tabellenspitze. Die Charlottenburger können deshalb jede Schützenhilfe gebrauchen. Das dachte sich wohl auch der SCC-Fanclub und feuerte fleißig die Netzhoppers an. Und so ganz fremd waren ihnen die Akteure in der Halle auch nicht: Sechs Spieler der Netzhoppers haben einmal für den SCC gespielt. Auch Trainer Mirko Culic trainierte einst die Berliner und führte sie sogar in die Champions League.

Das Anfeuern half allerdings nur bedingt. Die Brandenburger hielten sich vor knapp 1.000 Zuschauern tapfer, trotzten dem großen Favoriten einen Satz ab, mussten sich aber schließlich mit 1:3 (28:26; 21:25; 23:25; 15:25) geschlagen geben. Immerhin, es war der erste Satzgewinn gegen das Team vom Bodensee überhaupt.

Das kam nicht von ungefähr. Es läuft gut bei den Brandenburgern. Im dritten Bundesligajahr hat die Mannschaft einen großen Schritt nach vorn gemacht. Mit Tabellenplatz vier sind die Netzhoppers die positive Überraschung der Saison. "Wir haben alle Erwartungen übertroffen", freut sich Manager Michael Kahl. Den Netzhoppers geht es dabei ähnlich wie den Fußballern von Hertha BSC. Es gibt es keinen sofort erkennbaren Grund für den Aufschwung.

Großen Anteil am Erfolg hat sicherlich Trainer Mirko Culic. "Der Trainer hat es geschafft, jeden einzelnen Spieler besser zu machen", sagt Kahl. Auch verbal wandelt Mirko Culic auf den Spuren von Lucien Favre. "Bei uns stimmen die kleinen Details", sagt er ganz in der Manier des Hertha-Trainers. Culic begründet den Aufschwung mit der guten Vorbereitung: "Da haben wir hart gearbeitet."

Die Siege zum Saisonbeginn gaben dann die nötige Sicherheit. Das Team ist eine Einheit und ein funktionierendes Kollektiv. Mittlerweile gehen die Spieler sogar gerne in den Kraftraum.

Dennoch ist in Königs Wusterhausen nicht alles eitel Sonnenschein. Leider haben die Netzhoppers auch in finanzieller Hinsicht die gleichen Probleme wie Hertha. Es fehlt schlicht und einfach an Geld. Im November stand der Verein schon kurz vor dem Aus. "Wir hatten in den letzten Jahren Schulden gemacht und müssen diese jetzt abbauen", gestand Michael Kahl. Als eingeplante Sponsorengelder plötzlich ausblieben, fehlte auch im laufenden Etat Geld.

Es folgte ein öffentlicher Hilferuf. "Wir haben noch nicht die nötige Akzeptanz in der Region", beklagt Kahl die Situation. Trotzdem blieb der Hilferuf des Vereins nicht ungehört: Es fanden sich dann doch genug Sponsoren, um zumindest die gröbsten finanziellen Löcher zu stopfen. "Die Lage ist nicht mehr ganz so ernst, ohne dabei aber Entwarnung zu geben", so Kahl. Die Saison wird auf jeden Fall zu Ende gespielt, und für die neue laufen die Planungen bereits. Es wird also weitergehen.

Weiter offen bleibt hingegen die Frage nach der Heimspielstätte. Die Halle in Königs Wusterhausen ist zu niedrig und zu klein. Deshalb wich man in den Nachbarort Bestensee aus. Diese Halle ist zwar höher, aber auf Dauer auch keine Lösung. Einmal in der Woche trainiert das Team zudem im Berliner Sportforum in Hohenschönhausen. Der Verein hofft mittelfristig auf eine neue bundesligataugliche Halle im Heimatort. Doch noch sträubt sich die Stadt.

Bei all den widrigen und nicht gerade optimalen Bedingungen überrascht der sportliche Erfolg umso mehr. "Ich bin richtig stolz auf mein Team", sagt deshalb auch Culic. Der Erfolg macht nicht nur alle Beteiligten froh, er gibt auch Hoffnung auf eine Zukunft für den Volleyballstandort Königs Wusterhausen.

Am Mittwoch geht es für die Netzhoppers wieder weiter. Dann gibt es auch ein Wiedersehen mit dem Fanclub des SCC. Dessen Mitglieder werden die Netzhoppers diesmal aber nicht anfeuern. In der Charlottenburger Sömmeringhalle geht es nämlich im Derby gegen den SCC. NICOLAS SOWA

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