: Vielfalt statt Diskriminierung
betr.: „Das Gesetz gegen Diskriminierung wird überschätzt, ist aber nötig. Folgenreiche Symbolpolitik“, taz vom 8. 3. 05
Die heftige öffentliche Auseinandersetzung um das ADG ist beschämend unsachlich und zeigt die Notwendigkeit einer gesetzlichen Grundlage. Das Grundgesetz reicht nicht aus, und die freiwillige Selbstverpflichtung wird nicht praktiziert. Die Schärfe und Scheinargumente, mit der Arbeitgeber und Opposition das ADG ablehnen bzw. „Entschärfung“ fordern, lässt nur einen Umkehrschluss zu: Mit Diskriminierung können in Deutschland anscheinend Umsätze gemacht und Wahlkämpfe gewonnen werden. Wie sonst ist die Angst vor Klagewellen und Wirtschaftseinbußen zu erklären? Klüger und produktiver wären Managementhaltungen, die mit Maßnahmen des Diversity-Management das Betriebsklima verbessern, breitere Kundenkreise ansprechen und in der Vielfalt ihre Stärke erkennen. Anstatt das ewige Klagen anzustimmen, sollten Arbeitgeber in Anerkennung und Nutzung der Lebensvielfalt in Deutschland ihre Produktivität zu steigern versuchen.
Ganz und gar frustrierend wird die Diskussion allerdings, wenn aus den eigenen Reihen der Koalition das Gesetz zerredet wird. Diese Hin-und-her-Politik von Rot-Grün produziert zusammen mit dem gesellschaftlichen Großklima der Unvernunft Verdrossenheit und Desinteresse am politischen Alltag. Das kann sich unsere Demokratie aber nicht leisten. Deshalb erwarte ich gerade von den Fraktionen, die das Gesetz in den Bundestag eingebracht haben, eine sachliche und nachvollziehbare Argumentationen und eben kein Wahlkampfgerassel oder interne Streitereien.
Das ADG betrifft die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Sprechen wir über das Positive, über die Chancen eines Gesetzes, das auf der Symbolebene seine stärkste Wirkung zeigt. Entwickeln wir sozial- und bildungspolitische Ergänzungsideen, die eine wirkliche Umsteuerung in unseren Köpfen nach sich zieht.
REGINA MEYER, Göttingen