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■ Viele Hilfeversuche, keine LösungArmstrongs Mondschritte

„Wie viele Schritte machte Neil Armstrong auf dem Mond?“ Zur Lösung dieser Frage, die die RaterInnen von Langenscheidts Goldwörterbuch ungebrochen quält, hatten wir in der taz („Wahrheit“ vom 18.5.) um Hilfe gebeten, nachdem sowohl das taz-Rateteam als auch sämtliche Experten von Nasa u.a. bislang gescheitert sind. Das Echo der LeserInnen war unerwartet heftig, das solidarische Bemühen um Unterstützung intensiv spürbar: Rund 60 Anrufe gingen ein. Wir danken aufs allerverschärfteste.

Eine schlüssige Antwort scheint leider nicht dabeigewesen zu sein. Einige meinten, Armstrong habe gar keinen Schritt gemacht, sondern sei ausschließlich gehüpft oder gesprungen: „Das war mehr so känguruhmäßig.“ Mag man ja so sehen, aber er ist ja wohl nicht aus der Apollo-Kapsel herausgehüpft oder die Leiter heruntergerutscht! Mathematiker Jörn aus Berlin meinte, man müsse „erst mal an Definitionen herumpopeln, was überhaupt ein Schritt ist“. Heraus komme dann „wahrscheinlich sowas wie Gehen“. Also Sprünge: „Ich schätze mal, da kommt dann null Schritte raus.“ Beliebt war die Antwort 1. „Ist ja ganz einfach“, begründete etwa Christian aus Darmstadt, „alles andere ist Blödsinn.“ Ein anderer meinte: „Ein Schritt, ganz klar.“ Verblüffende Begründung: „Danach war er ja schon der Mann im Mond.“ Zum Nachweis von 1 Schritt wurde mal Armstrongs kleiner Schritt für sich selbst, mal der große für die Menschheit angegeben. Ein Helfer aus Berlin meinte etwas vage wie kühn: „Die Lösung heißt ganz klar: mehr als ein Schritt.“ 2? 3? 11? 5.000? Des Mondes fünfstellige Postleitzahl?

Mehrere Anrufer addierten. Armstrong habe einen kleinen Schritt für einen einzelnen und einen großen für die Menschheit gemacht. Folglich sei die Lösung: 2 Schritte. Indes übersehen viele den vielverbreiteten Übersetzungs- und Erinnerungsfehler: Armstrong sprach im Original von einem „giant leap“ (Riesensprung) für die Menschheit. Und selbst wenn er von zwei verschiedenen Schritten gesprochen hätte: die einfach zusammenzählen? Als Lösung? Nein. Ganz großartig war folgender Vorschlag: Man müsse sich nur die Satellitenaufnahmen ansehen, dabei gut aufpassen, wo Armstrongs Schritte anfangen, dann zählen, am Ende nur noch die vom zweiten ersten Mondmann Buzz Aldrin abziehen, und man habe die Lösung. Im Prinzip gut gedacht, wenn auch etwas schwer besorgbar und durchführbar. Und: Die Fernsehaufnahmen haben Lücken. Was an den Funkprotokollen nachzulesen ist, wo es heißt: „Neil, kommen Sie zurück zur Kamera, der Präsident möchte mit Ihnen sprechen.“ Manche AnruferInnen vermuteten einen generellen Fake: Ob da nicht „auf den Mond“ stünde (Lösung wäre, logo: 1) oder Armstrong falsch geschrieben (Lösung wäre, logo: 0), ob es mehrere Armströnger gebe oder oder oder.

Einer meinte: „Puuh, weiß der Henker!“ Hat jemand von dem die Adresse? Sehr selbstsicher war der folgende Anrufer: Erst gab er Meldung für das zweite Hilfeersuchen, jenes nach dem mysteriösen J. R. aus Dallas („Laut amtlichem Telefonbuch aus Dallas, Texas von 1976 heißt J. R.: John Ross“ – die Ewings waren indes von vornherein ausgeschlossen), dann verkündete er ganz eindeutig: „Neil Armstrong machte einen großen Schritt. Das können die Nasa- und Dara-Technos natürlich nicht wissen, klar!? Immer auf dem Sprung: Rochus Rose, private Ermittlungen, zur Zeit ohne festen Wohnsitz.“

Wir danken allen sehr heftig und führen unsere Ermittlungen weiter. Und wenn wir Neil Armstrong selbst zum Nachzählen noch einmal auf den Mond schießen müssen. Bernd Müllender

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