piwik no script img

Video der WocheDer Anführer und sein Gefolgsmann

Wie entsteht Innovation? Wie eine Bewegung? Derek Sivers kommt in seinem unterhaltsamen Video zum Ergebnis, dass nicht der Anführer, sondern der erste Gefolgsmann die Schlüsselrolle spielt.

Ihr Verhältnis entscheidet: Der Anführer und sein erster Anhänger. Bild: screenshot leadership lessons/derek sivers
Von

BERLIN taz | Eine Wiese an einem Badesee irgendwo in den USA. Zwei Typen führen einen seltsamen Tanz auf. Dann hebt einer die Hand und fordert seine Kumpels zum Mittanzen auf. Dieses ist der kritische Moment in dem kleinen Video von Derek Sivers "Leadership Lessons form Dancing Guy" ("Führungs-Lektionen vom Tanzenden Typen"). Die Geburt einer Bewegung.

Führungskräfte werden idealisiert. "Führung", so ist auf Wikipedia nachzulesen, "ist eine Kunst, andere Menschen (Geführte) für die gesetzten Ziele zu begeistern und mit auf den Weg der Erfüllung der Ziele zu nehmen, um einen gemeinsamen Erfolg zu erzielen".

Dementsprechend fokussiert sich die ganze Aufmerksamkeit stets auf den Anführer. Wenn etwas gelingt, dann erntet er den Lohn, klappt es nicht, wird er geschasst. Nirgendwo lässt sich dieses Prinzip so deutlich und ritualisiert beobachten, wie beim ständigen Trainerwechsels im Profi-Fußball.

Doch hat die Führungskraft diese alleinige Aufmerksamkeit zu recht? Derek Sivers findet Nein. Und gibt dabei ein paar interessante Antworten auf die Dynamik von Veränderungen.

In seiner unterhaltsamen Betrachtung des "Tanzenden Typen" konzentriert sich Derek Sivers ganz auf den ersten Gefolgsmann. Er ist, so Sivers, zunächst nur ein "lone nut", ein "einsamer Spinner". Es sei der erste Gefolgsmann, der aus ihm erst einen wirklichen Anführer macht. "Wenn der Führer der Feuerstein ist, dann ist der erste Gefolgsmann der Funken, der das Feuer entzündet", meint Sivers.

Doch diese Funktion des Gefolgsmannes wird normalerweise komplett unterbewertet, sagt Sivers. Und "Führung total verklärt". Denn auch der erste Gefolgsmann benötigt besondere Qualitäten: Nicht der Anführer, sondern sein erster Gefolgsmann ist es, der weitere Gefolgsleute locken muss. Der Führer müsse allein darauf achten, seinen Gefolgsmann gleichrangig zu behandeln, für die Dynamik sorgen seine Anhänger.

Man kann erwarten, dass Sivers seine Betrachtung ernst meint, auch wenn sie ironisch wirkt. Und ganz sicher weiß er, wovon er spricht. Hat er doch selbst "CD Baby" einst eine Bewegung mit ausgelöst.

Um so interessanter ist, was er daraus ableitet. "Wenn Du einen einsamen Spinner findest, der etwas großartiges tut, dann habe den Mut die erste Person zu sein, der aufsteht und ihm folgt."

Also Augen auf!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • FN
    Floda Nashir

    Da ist was dran! Lasst den Mann reden!

  • R
    Rod

    Die erste Person sein, die folgt? Und damit dem "Führer" zu Anerkennung und mehr Geld zu verhelfen, aber selbst nur "Gefolgsmann" zu bleiben?

     

    Kein Wunder werden die typischen Kriecher, Chefzäpfchen, Einschleimer, wie man die ganzen schmierigen Typen so nennt stets von den Vorgesetzten bevorzugt, obwohl sie außer sich beim Chef einschleimen und nachmachen nichts können. Weil solche schmierigen Schleimer der Menschenschlag ist, von denen ein so genannter Vorgesetzter am ehesten meint, dass sie am ehesten den ersten Gefolgsmann spielen.

     

    Aber das war doch schon in der Schule so. Jeder Redelsführer in der Klasse hat doch einen, der macht was er sagt.