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Video-Spiele sind keine Kommunikation -betr.: "Wer nicht hören kann, will sehen", taz vom 23.11.93

Betr.: „Wer nicht hören kann, will sehen“, taz vom 23.11.93

Da gehe ich mit meiner Klasse zu einem Computer-Workshop in der Angestelltenkammer, rede ein paar Takte mit einem taz-Reporter und finde mich nach Bild-Zeitungs-Manier zitiert in der taz wieder. Mir ist das Ziel dieses Artikels nicht klar. Wenn über den Workshop berichtet werden sollte, so vermisse ich jewede Information darüber. Der Workshop fand im Rahmen der Ausstellung „Fremd unter Fremden“ statt und sollte Mögtlichkeiten der Kommunikation per Computer zeigen. Geboten wurden uns vor allem Video-Spiele.

Daß zwei Schüler vor einem Computerbildschirm sitzen und sich gegenseitig abschießen oder auch gemeinsam Punkte sammeln, bedeutet für mich aber noch nicht Kommunikation. Wenn hingegen das Spiel „Super Mario 3“ allein in den USA 500 Millionen Dollar einspielt, so wäre das für mich der Hauptdiskussionspunkt, und nicht eine – für mich fragwürdige – Möglichkeit der Kommunikation.

Wenn über das Problem der Hörschädigung berichtet werden sollte, so muß ich als Lehrerin für Schwerhörige und Gehörlose sagen: Der Mann hat keine Ahnung. Als „Fremd unter Fremden“ fühlen sich oft auch Behinderte in unserer Gesellschaft, und ein Reporter erweist Behinderten, hier Hörgeschädigten, keinen guten Dienst, wenn er dermaßen oberflächlich berichtet. Susanne Weiser-Kirchner, Lehrerin für Schwerhörige und Gehörlose

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