piwik no script img

VfB Stuttgart gegen Eintracht FrankfurtDer frühe Vogel...

...fängt den Wurm: Nach dem 4:1 in Frankfurt und vier Siegen in Serie ist der VfB Stuttgart wieder in Meisterform. Pünktlich sind die Schwaben eh'.

Frankfurts Torwart Markus Pröll schaut dem dritten Treffer der Stuttgarter hinterher Bild: dpa

FRANKFURT taz Es waren gerade mal elf Minuten der Halbzeitpause vorbei, da stand der VfB Stuttgart wieder in Truppenstärke auf dem Platz und wartete geduldig auf seinen Gegner. Die 51.500 Fußballfreunde auf den vollbesetzten Tribünen des Frankfurter Waldstadions wunderten sich etwas, manche lachten vielleicht auch milde über die vermeintliche Dummheit der pünktlichen Schwaben, die sich der hessischen Kälte aussetzten, statt ihre sensiblen Muskeln in den warmen Kabinen zu schonen für eine vermeintlich schwere zweite Spielhälfte. Doch nur wenige Minuten später dürften die Spötter ihre Schadenfreude bereut haben. Denn da stellte sich heraus, dass die Stuttgarter Gäste offensichtlich den richtigen Zeitpunkt zur Gewöhnung an winterliche Temperaturen und zur Vorbereitung eines souveränen 4:1-Auswärtssieges gewählt hatten.

Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart 1:4 (1:1)

Eintracht Frankfurt: Pröll - Galindo, Chris, Kirgiakos - Ochs (58. Takahara), Inamoto (80. Fink), Spycher - Mahdavikia, Köhler - Thurk - Amanatidis

VfB Stuttgart: Schäfer - Beck, Fernando Meira, Delpierre, Magnin - Pardo, Hilbert (74. Osorio), Hitzlsperger (89. Meißner) - Khedira - Gomez (41. Marica), Cacau

Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen) - Zuschauer: 51 500 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Köhler (41.), 1:1 Hilbert (45.), 1:2 Marica (48.), 1:3 Hitzlsperger (57.), 1:4 Cacau (90.+1)

Gelbe Karten: Thurk (1) / Beck (1), Hitzlsperger (1), Cacau (3)

Beste Spieler: Pröll, Spycher / Hilbert, Cacau

Keine 60 Sekunden waren gespielt, da sandte der starke VfB-Antreiber Pavel Pardo aus gut 25 Metern einen ersten Warnschuss in Richtung des Frankfurter Gehäuses, in der 48. Minute nahmen die Stuttgarter die Abwehr der Gastgeber dann endgültig mit einer Musterkombination über Cacau, Roberto Hilbert und den erstmals in der Bundesliga erfolgreichen Torschützen Ciprian Marica auseinander. "Das war vielleicht der Lohn für unsere frühe Rückkehr auf den Platz", sagte Trainer Armin Veh. "Meine Mannschaft wollte so früh wieder raus aus der Kabine, weil sie eben derzeit wieder so viel Lust aufs Spielen hat."

Tatsächlich präsentierten sich die zu Saisonbeginn so verunsicherten Stuttgarter wie schon beim 3:0-Sieg gegen die Bayern vor zwei Wochen wieder in der Verfassung, in der sie in der letzten Saison zum überraschenden Meistertitel gestürmt waren. Erstmals in dieser Spielzeit übten sich die Schwaben dabei auch in der im Vorjahr noch so oft zelebrierten Kunst, einen Rückstand in einen Sieg umzuwandeln. In der 41. Spielminute waren es die Frankfurter, die in einem bis dato durchwachsenen Spiel unverdient in Führung gingen. Benjamin Köhler vollstreckte nach einem dummen Ballverlust von Nationalspieler Thomas Hitzlsperger zum 1:0 für die Gastgeber. Die Stuttgarter, die quasi zeitgleich zum Gegentreffer auch noch den Ausfall ihres durch einen eingeklemmten Wirbel gehandicapten Torjägers Mario Gomez verkraften mussten, erhöhten umgehend das Tempo und glichen noch vor der Halbzeit durch Hilbert aus. "Wie wir nach dem Rückstand reagiert haben, das hat mich schon an unsere starke Phase im Mai erinnert", sagte Hitzlsperger. "Damals haben wir allerdings acht Siege in Folge eingefahren, jetzt sind wir erst bei vier."

Diesen vierten Triumph spielte der Meister freilich in einer beeindruckenden Art und Weise nach Hause. Immer wieder fanden die Stuttgarter Löcher in der Hintermannschaft der Gastgeber, obwohl Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel seine Mannschaft äußerst defensiv samt eines eigentlich seit Jahren nur noch in der Kreisliga geduldeten und in Frankfurt vom Brasilianer Chris interpretierten Liberos auflaufen ließ. "Wir haben erwartet, dass die Frankfurter so spielen", sagte Hitzlsperger. "Entsprechend haben wir uns vorbereitet." In der Nachspielzeit deckte der zuletzt so erfolglose Torjäger Cacau die Schwächen des altbackenen Systems beim Treffer zum 4:1 auf. "Der Sieg des VfB geht vollkommen in Ordnung", gab Funkel nach dem Spiel zu. Während Meistertrainer Veh wenige Meter weiter wieder sein abgeklärtes Lächeln zeigte, ahnt Funkel vermutlich, dass er in den kommenden Tagen für seinen in der Bundesliga einzigartigen Ausflug in die Taktik-Historie vom Frankfurter Umfeld Prügel einstecken wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!