Verständigung: Klare Worte gefordert
Homosexuelle wollen am Tag der offenen Moschee mit Muslimen sprechen. Ziel: Abbau von Schwulenhass
Homosexuelle in Berlin wollen den Tag der offenen Moschee am 3. Oktober dazu nutzen, mit Muslimen über die Menschenrechte von gleichgeschlechtlichen Paaren zu diskutieren. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) rief dazu auf, gemeinsam in die Sehitlik-Moschee in Neukölln zu gehen. Ziel sei es, mit Vertretern der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) ins Gespräch zu kommen, wie man in Zukunft gemeinsam gegen Homophobie vorgehen kann. Die DITIB ist Träger der größten Berliner Moschee. Unter Phobie versteht man eine irrationale Angst.
Hintergrund des Aufrufs ist unter anderem das Verbot des türkischen Lesben- und Schwulenverbandes "Lambda Istanbul" Ende Mai durch ein Istanbuler Zivilgericht. Berliner Homosexuelle beklagen seit langem schwulenfeindliche Tendenzen in vielen muslimischen Organisationen. "Wir sehen, dass Diskriminierung an der Tagesordnung ist, bis hin zum völligen Ausstoß von Schwulen aus türkischen und arabischen Familien", sagte LSVD-Sprecher Alexander Zinn am Dienstag. "Das ergibt Probleme, da können muslimische Gemeinden nicht einfach wegschauen. Wir erwarten klare Worte", sagte Zinn.
Der LVSD hatte vor einigen Wochen einen Artikel, der in der April-Ausgabe des arabischsprachigenen Berliner Anzeigenblatts Al-Salam erschienen war, als übelste Hetze gegen Homosexuelle kritisiert und den Integrationsbeauftragten Günter Piening zum Eingreifen aufgefordert. Piening plant einen runden Tisch gegen Homophobie. Er warnte aber davor, muslimischen Institutionen generell homosexuellenfeindliche Haltungen zu unterstellen.
Im vergangenen Jahr hatten sich 15 Berliner Gebetshäuser am Tag der offenen Moschee beteiligt. Neben Führungen boten die Moscheegemeinden auch Ausstellungen, Büchermärkte und Folklore-Vorführungen an. Der alljährliche Informationstag geht auf eine Initiative des Zentralrats der Muslime in Deutschland zurück und wird seit 1997 bundesweit am Tag der Deutschen Einheit veranstaltet.
Das islamische Gemeindeleben ist in eingetragenen Vereinen organisiert. Schätzungen gehen von etwa 210.000 Muslimen in Berlin aus, die allerdings ihre Religion aber längst nicht alle praktizieren. dpa
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