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Verleger MontgomeryDer Tod der Heuschrecke

Zeitungssammler Montgomery, verschrien als böser Investor, präsentiert sich auf der Berliner Medienwoche als Verleger neuen Typs. Er glaube "an die Zukunft der Zeitung".

Anti-Montgomery-Protest: da war er noch der böse Schreck Bild: reuters

Da stand er nun, der Finanzinvestor und Zeitungssammler David Montgomery - und wollte am liebsten gar keiner mehr sein: "Finanzinvestoren spielen im Mediengeschäft keine große Rolle - und sollten das auch nicht", erklärte der Brite, und so mancher Besucher der Berliner Medienwoche meinte sich verhört zu haben. Schließlich gehören Montgomerys in London börsennotierter Firma Mecom neben Berliner Zeitung, Berliner Kurier und Hamburger Morgenpost rund 200 weitere Titel in diversen anderen Ländern Europas. Als er sich 2005 im deutschen Markt einkaufte, galt er als Heuschrecke par excellence, gegen den die Belegschaft des Berliner Verlags wochenlang Front machte: vom kleinen Angestellten bis zum - später gegangenen - Chefredakteur.

"Langfristig" sei sein Engagement im deutschen Markt, so Montgomery, "wir glauben an die Zukunft der Zeitung" und so etwas könne Private Equity doch gar nicht leisten. Seine Partner habe er nur zum Kauf der deutschen Titel gebraucht, weil die Mecom noch zu klein und finanziell schmächtig gewesen sei. Seit April 2007 gehören die Zeitungen in der Tat allein Montgomerys Firma, er hat die alten Partner ausbezahlt.

Jetzt will er Ernst machen mit der "Transformation der Zeitung". Und wie überall bei der Debatte zur Medienzukunft ist "Content" der "King": Zeitungen müssten lernen, ihre Inhalte auch in anderen Märkten zu verkaufen - online vor allem. Zudem müssten sie ihre Marken nutzen, um ganz andere Dinge an Frau und Mann zu bringen. Die Berliner Zeitung mache dieses Jahr beispielsweise mit ihren LeserInnen-Reisen eine Million Euro Gewinn, auch die taz verkauft erfolgreich Kaffee.

Dass vor allem in Deutschland die etwas anderen Spielregeln der Online-Welt bei Printjournalisten oft noch auf Skepsis stoßen, ficht Montgomery dabei nicht an: Mit den zwei E des Online-Erfolgs - Entertainment und die Einbeziehung der Nutzer - müssten man sich eben arrangieren: Journalisten, so Montgomery, "sind längst Verkäufer. Und sie sollten stolz darauf sein."

Montgomery als Prototyp des modernen Verlegers? Geld verdienen will er jedenfalls auch, und das nicht zu knapp. Durch "Effizienzsteigerung" und die "Migration von Ideen" innerhalb der Mecom.

Qualität, "Public Value" und Shareholder Value, so Montgomery, gingen prima unter einen Hut - und das Image von der Heuschrecke sei nun "hoffentlich weg". Doch Skepsis bleibt geboten: Denn wem gehört gleich nochmal jetzt die Mecom? Den Banken - und Pensionsfonds aus der Londener City. STG

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