piwik no script img

Verhandlungen zum Konjunkturpaket IIUnion beharrt auf Steuersenkung

Kaum haben sich CDU und CSU auf einen gemeinsamen Kurs für das Konjunkturprogramm geeinigt, signalisieren sie der SPD, dass Abgabensenkung denkbar wäre - im Gegenzug für Steuerentlastung.

Näher zusammengerückt: CSU-Chef Seehofer und Kanzlerin Merkel. Bild: dpa

BERLIN ap/afp Die Union hat der SPD im Tauziehen um ein zweites Konjunkturpaket Kompromissbereitschaft signalisiert. Wenn die SPD Steuersenkungen mittrage, sei die Union auch zur Senkung von Abgaben bereit, erklärte der bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon am Montag vor einer Sitzung des Koalitionsausschusses in Berlin. "Am Ende gilt die Kopplung: Wenn die eine Seite Abgabensenkung verlangt, sagen wir, keine Abgabensenkung ohne Steuerentlastung."

Auch die Kanzlerin betonte noch vor Beginn der Gespräche gegenüber der ARD, dass der zentrale Punkt des Maßnahmenpaketes sei, "Arbeitsplätze zu sichern und Investitionen zu befördern". Fragen der Abgaben und Steuern würden in dem Gespräch eine Rolle spielen, "aber zentral heißt es, Impulse für die Zukunft zu setzen und darüber ist sich die Koalition auch einig".

CSU-Chef Horst Seehofer bezeichnete es als denkbar, den Steuerzuschuss an die Krankenkassen vorzeitig zu erhöhen und parallel dazu die Kassenbeiträge zu senken. Er verwies darauf, dass die Kassen für die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern bis 2014 einen Steuerzuschuss von insgesamt zehn Milliarden Euro bekommen sollen. Wenn man dies vorziehe und die Kassenbeiträge senke, laufe das - zusammen mit den von der Union geforderten Steuersenkungen - auf eine "sehr kräftige Entlastung" der Bürger heraus.

Seehofer betonte, CDU und CSU gingen mit einer einheitlichen Verhandlungslinie in die Gespräche mit der SPD. Bei ihrem Treffen am Sonntagabend hätten die Unionsspitzen das ganze Spektrum der Instrumente zur Ankurbelung der Konjunktur, aber auch die weitere Strategie bis zur Bundestagswahl erörtert. "Wir sind uns in allen Punkten einig geworden", sagte der CSU-Chef. "Ich denke, das war ein guter Start für die Union ins neue Jahr."

Zu dem Konzept der Union gehören laut Seehofer eine Reihe arbeitsmarktpolitischer Instrumente, Schritte zur Verbesserung der Kapitalausstattung von Betrieben, die Vereinfachung von Investitionen und Genehmigungsverfahren sowie zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur. Dazu zählten aber auch Abgabensenkungen in der Krankenversicherung und Steuersenkungen, betonte der CSU-Vorsitzende.

"Diese beiden Elemente sollen sich etwa gleichgewichtig darstellen", sagte Seehofer. Über eine Großenordnung wollte er noch nicht reden, um die anstehenden Gespräche mit der SPD nicht zu belasten. "Die Herausforderungen werden gewaltig sein, das erfordert ein hohes Maß an Verantwortung", sagte der Parteichef. Das von Unionsfraktionschef Volker Kauder genannte Volumen von 50 Milliarden Euro für das Konjunkturprogramm in den nächsten beiden Jahren bezeichnete er als "Korridor".

Die Spitzen von CDU und CSU hatte sich am Sonntagabend darauf verständigt, mit der Forderung nach sofortigen Steuersenkungen in die Gespräche mit der SPD zu gehen. Der Beschluss gilt als Erfolg der CSU, die seit Wochen auf rasche Entlastungen dringt. Nach dem Willen der Union soll der Grundfreibetrag von 7.664 auf 8.004 Euro angehoben und die sogenannte kalte Progression bei der Einkommensteuer abgemildert werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

9 Kommentare

 / 
  • A
    anke

    Ich glaube mich dunkel zu erinnern, dass man sich westlich der innerdeutschen Grenze schon lange vor dem Herbst 1989 darüber einig war, dass einer auf Pump finanzierten Wirtschaft zwangsläufig die Luft ausgehen muss, wenn die staatlicherseits getätigten Investitionen sich nicht rechnen (was sie schon deswegen nie tun, weil es für die Folgekosten sozialer Fehlentwicklungen noch gar keine akzeptierten Berechnungsmethoden gibt). Damals hieß es, der Staat müsse endlich aufhören, alle und jeden zu subventionieren, wenn er nicht da enden wolle, wo die Ostblockstaaten schon längst wären. Man hat sogar Entwicklungsländer zum Beleg dieser These herangezogen, deren gesamte Wirtschaftskraft nicht einmal zur Tilgung ihrer Schulden ausreichte – von Investitionen ganz zu schweigen.

     

    Mir scheint, die "Rückkehr des Staates" in die Wirtschaftspolitik ist lediglich die neueste Ausgabe eines ganz alten Spiels: Umverteilung von unten nach oben. Mehr Handlungsspielraum für die kommenden Jahre (und die dann gewiss noch sehr viel größeren Herausforderungen) gewinnt die Bundesregierung ganz gewiss nicht, indem sie in nachgewiesenermaßen untaugliche Verhaltensmuster früherer Tage zurückfällt. Im Gegenteil wenn sie die eingenommenen Steuern nicht zukunftsfähig anlegt, wird sie innerhalb kürzester Zeit auch nur wieder denjenigen die Rechnung präsentieren (müssen), die sie jetzt zu entlasten vorgibt: die Steuerzahler. Gegen die innere Logik staatlicher Haushaltespolitik hilft es jedenfalls nicht, sich immer weiter abhängig zu machen von jenen Banken, die vor noch nicht all zu langer Zeit aufgrund ernsthafter staatlicher Konsolidierungsbemühungen um ein sicheres "Kerngeschäft" fürchten mussten und deswegen auf überaus luftige Ideen kamen.

     

    Dass mehr Führung und mehr Mut auf einem falschen Weg hilfreich sind, wage ich im Übrigen noch zu bezweifeln.

  • F
    Felidea

    Wer regiert eigentlich unser Land? Die CDU/SPD oder doch die CSU alleine?

    Was für ein mickriges Bild für Merkel und Co. Wir werden nicht von kompetenten Männern und Frauen regiert, sondern von Marionetten, die sich für kein Dreck zu schade sind. Das ganze nähert sich mehr und mehr einem bunten Kasperletheater an.

  • L
    Leidkultur

    Man muss nicht VWL studiert haben um zu erkennen, dass viel Geld konzentriert in den Händen weniger eben nicht funktionieren kann. Es ist schon mehr als lächerlich, dass SPD und CDU jetzt dem Bürger über Schulden machen etwas zukommen lassen, was sie demselben vorher per Verarmungsprogramm (Hartz IV, Minijobs, kein Mindestlohn, 1-Euro-Jobs usw.) weggenommen haben.

    Irgendwann platzt die Blase sowieso...man will wohl noch bis zur BTW durchhalten..

  • A
    anke

    Ich glaube mich dunkel zu erinnern, dass man sich westlich der innerdeutschen Grenze schon lange vor dem Herbst 1989 darüber einig war, dass einer auf Pump finanzierten Wirtschaft zwangsläufig die Luft ausgehen muss, wenn die staatlicherseits getätigten Investitionen sich nicht rechnen (was sie schon deswegen nie tun, weil es für die Folgekosten sozialer Fehlentwicklungen noch gar keine akzeptierten Berechnungsmethoden gibt). Damals hieß es, der Staat müsse endlich aufhören, alle und jeden zu subventionieren, wenn er nicht da enden wolle, wo die Ostblockstaaten schon längst wären. Man hat sogar Entwicklungsländer zum Beleg dieser These herangezogen, deren gesamte Wirtschaftskraft nicht einmal zur Tilgung ihrer Schulden ausreichte – von Investitionen ganz zu schweigen.

     

    Mir scheint, die "Rückkehr des Staates" in die Wirtschaftspolitik ist lediglich die neueste Ausgabe eines ganz alten Spiels: Umverteilung von unten nach oben. Mehr Handlungsspielraum für die kommenden Jahre (und die dann gewiss noch sehr viel größeren Herausforderungen) gewinnt die Bundesregierung ganz gewiss nicht, indem sie in nachgewiesenermaßen untaugliche Verhaltensmuster früherer Tage zurückfällt. Im Gegenteil wenn sie die eingenommenen Steuern nicht zukunftsfähig anlegt, wird sie innerhalb kürzester Zeit auch nur wieder denjenigen die Rechnung präsentieren (müssen), die sie jetzt zu entlasten vorgibt: die Steuerzahler. Gegen die innere Logik staatlicher Haushaltespolitik hilft es jedenfalls nicht, sich immer weiter abhängig zu machen von jenen Banken, die vor noch nicht all zu langer Zeit aufgrund ernsthafter staatlicher Konsolidierungsbemühungen um ein sicheres "Kerngeschäft" fürchten mussten und deswegen auf überaus luftige Ideen kamen.

     

    Dass mehr Führung und mehr Mut auf einem falschen Weg hilfreich sind, wage ich im Übrigen noch zu bezweifeln.

  • F
    Felidea

    Wer regiert eigentlich unser Land? Die CDU/SPD oder doch die CSU alleine?

    Was für ein mickriges Bild für Merkel und Co. Wir werden nicht von kompetenten Männern und Frauen regiert, sondern von Marionetten, die sich für kein Dreck zu schade sind. Das ganze nähert sich mehr und mehr einem bunten Kasperletheater an.

  • L
    Leidkultur

    Man muss nicht VWL studiert haben um zu erkennen, dass viel Geld konzentriert in den Händen weniger eben nicht funktionieren kann. Es ist schon mehr als lächerlich, dass SPD und CDU jetzt dem Bürger über Schulden machen etwas zukommen lassen, was sie demselben vorher per Verarmungsprogramm (Hartz IV, Minijobs, kein Mindestlohn, 1-Euro-Jobs usw.) weggenommen haben.

    Irgendwann platzt die Blase sowieso...man will wohl noch bis zur BTW durchhalten..

  • A
    anke

    Ich glaube mich dunkel zu erinnern, dass man sich westlich der innerdeutschen Grenze schon lange vor dem Herbst 1989 darüber einig war, dass einer auf Pump finanzierten Wirtschaft zwangsläufig die Luft ausgehen muss, wenn die staatlicherseits getätigten Investitionen sich nicht rechnen (was sie schon deswegen nie tun, weil es für die Folgekosten sozialer Fehlentwicklungen noch gar keine akzeptierten Berechnungsmethoden gibt). Damals hieß es, der Staat müsse endlich aufhören, alle und jeden zu subventionieren, wenn er nicht da enden wolle, wo die Ostblockstaaten schon längst wären. Man hat sogar Entwicklungsländer zum Beleg dieser These herangezogen, deren gesamte Wirtschaftskraft nicht einmal zur Tilgung ihrer Schulden ausreichte – von Investitionen ganz zu schweigen.

     

    Mir scheint, die "Rückkehr des Staates" in die Wirtschaftspolitik ist lediglich die neueste Ausgabe eines ganz alten Spiels: Umverteilung von unten nach oben. Mehr Handlungsspielraum für die kommenden Jahre (und die dann gewiss noch sehr viel größeren Herausforderungen) gewinnt die Bundesregierung ganz gewiss nicht, indem sie in nachgewiesenermaßen untaugliche Verhaltensmuster früherer Tage zurückfällt. Im Gegenteil wenn sie die eingenommenen Steuern nicht zukunftsfähig anlegt, wird sie innerhalb kürzester Zeit auch nur wieder denjenigen die Rechnung präsentieren (müssen), die sie jetzt zu entlasten vorgibt: die Steuerzahler. Gegen die innere Logik staatlicher Haushaltespolitik hilft es jedenfalls nicht, sich immer weiter abhängig zu machen von jenen Banken, die vor noch nicht all zu langer Zeit aufgrund ernsthafter staatlicher Konsolidierungsbemühungen um ein sicheres "Kerngeschäft" fürchten mussten und deswegen auf überaus luftige Ideen kamen.

     

    Dass mehr Führung und mehr Mut auf einem falschen Weg hilfreich sind, wage ich im Übrigen noch zu bezweifeln.

  • F
    Felidea

    Wer regiert eigentlich unser Land? Die CDU/SPD oder doch die CSU alleine?

    Was für ein mickriges Bild für Merkel und Co. Wir werden nicht von kompetenten Männern und Frauen regiert, sondern von Marionetten, die sich für kein Dreck zu schade sind. Das ganze nähert sich mehr und mehr einem bunten Kasperletheater an.

  • L
    Leidkultur

    Man muss nicht VWL studiert haben um zu erkennen, dass viel Geld konzentriert in den Händen weniger eben nicht funktionieren kann. Es ist schon mehr als lächerlich, dass SPD und CDU jetzt dem Bürger über Schulden machen etwas zukommen lassen, was sie demselben vorher per Verarmungsprogramm (Hartz IV, Minijobs, kein Mindestlohn, 1-Euro-Jobs usw.) weggenommen haben.

    Irgendwann platzt die Blase sowieso...man will wohl noch bis zur BTW durchhalten..