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Vergleich mit Appeasement-Kurs gegen NazisEmpörung über Bushs Rede in Israel

US-Demokraten protestieren gegen "unwürdige" Äußerungen von Präsident Bush in Israel. Ihr Kandidat Obama fühlt sich durch einen historischen Vergleich persönlich angegriffen.

Gewagter Vergleich: Bush redet sich vor dem israelischen Parlament um Kopf und Kragen Bild: ap

WASHINGTON dpa Führende Demokraten sind empört über Äußerungen von US-Präsident George W. Bush in einer Rede am Donnerstag im israelischen Parlament. Präsidentschaftsbewerber Barack Obama, der sich von Bush persönlich angegriffen fühlte, sprach von einer "unaufrichtigen" Attacke, der Außenpolitiker Joseph Biden nannte die Bemerkungen des Präsidenten "hanebüchen" und einen "Schwachsinn". Bush hatte in der Ansprache Verhandlungen mit "Terroristen und Radikalen" mit der Beschwichtigungs-Politik (Appeasement) gegenüber Nazi-Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg verglichen.

"Es ist traurig, dass Präsident Bush seine Rede vor der Knesset zum 60. Jahrestag der Unabhängigkeit Israels benutzt, eine unaufrichtige politische Attacke zu reiten", sagte Obama. Er hatte im Vorwahlkampf erklärt, dass er als Präsident nach sorgfältigen Vorbereitungen zu einem Treffen und direkten Verhandlungen mit der Führung des Iran bereit wäre. Die Bush-Regierung betrachtet die Regierung in Teheran als Unterstützerin von Terrorgruppen.

"George Bush weiß, dass ich niemals einen Dialog mit Terroristen unterstützt habe", hieß es in einer Mitteilung Obamas weiter. Die "Politik der Angst" des Präsidenten trage nicht zur Sicherheit Amerikas oder des Alliierten Israel bei.

Obamas Rivalin im Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur, Hillary Clinton, kritisierte Bushs Äußerungen dem Sender CNN zufolge ebenfalls als "beleidigend und empörend, insbesondere im Lichte der Fehler seiner eigenen Außenpolitik". Der Vorsitzende des Streitkräfteausschusses des Senats, Carl Levin, nannte es "völlig unangemessen", dass sich der Präsident außerhalb der Landesgrenzen derartig über Kritiker seiner Politik in seinem Land äußere.

Ähnlich sieht es auch die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Nancy Pelosi. Es sei unausgesprochene Sitte im Kongress, den Präsidenten nicht zu attackieren, wenn sich dieser im Ausland aufhalte. Man sollte denken, dass dies umgekehrt auch für den Präsidenten gelte, sagte die Demokratin. Was Bush getan habe, sei "unter der Würde" seines Amtes und ist "unwürdig unserer Repräsentation bei diesem Gedenktag in Israel".

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, bestritt unterdessen, Bushs Äußerungen hätten auf Obama gezielt. "Wenn man sich um das Weiße Haus bewirbt, ist es verständlich, dass man manchmal denkt, die Welt dreht sich nur um einen selbst", sagte sie. "Aber das ist nicht immer richtig, und es stimmt in diesem Falle nicht."

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4 Kommentare

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  • S
    shefmeister

    In dieses Horn stösst Bush doch seit Jahren. Während der Vorbereitungen seines Angriffskriegs auf den Irak liess er sich öfters mit Churchill-Büste fotografieren, und die US-Medien beschwörten Parallelen zwischen Kriegsgegnern und den Appeasern von 1938. Im West Wing nichts Neues.

  • K
    Kira

    Naja, damit das Appeasement inzwischen die gewünschte Linie der Bürokraten gegen den Islam ist hat er schon Recht.

    Ob Obama sich davon so angesprochen fühlen muss weiss ich nicht, denn die Appeasmentpolitik ist bei anderen duchaus offensichtlicher.

    Die Niederlande entschuldigen sich schon bei gewalttätigen Mullahs für die Meinungsfreiheit, erste Töne zum Einschränken der MF innerhalb der Eu werden laut wenn 'religiöse Gefühle' verletzt würden, der 'Grossmufti' von Syrien darf mal eben ein Gründungsmitglied der Eu bedrohen und das Eu Parlament jubelt bei seinen Aussagen noch ...... diese Liste lässt sich endlos fortsetzen .

    Appeasement darf keine Option gegen gewaltaffine Ideologien sein .

    Wenn ihnen die Meinungsfreiheit nicht passt und sie sich an einem Film hochziehen und gewalttätig werden, dann sollten 100 dieser Filme gefördert und jede Art von Ausschreitungen sollten mit allen notwendigen Mitteln im Keim erstickt werden. Es wird eindeutig zuviel nachgegeben, und es wird Zeit das damit Schluss ist.

  • JC
    Jean-claude cornelis

    Waren es nicht grad' grandpa Bush und Konsorten, welche - die Thyssen-Gelder verwaltend - die Nazis an die Macht brachten!?

     

    Der Iran war bis 1953 eine "gesunde" Demokratie. Leider machte Mohammad Mossadegh den Fehler, darüber nachzudenken, dass es zur Abwechslung doch nett und fair wäre die Ölvorkommen selbst zu verwalten, um das Volk zu ernähren, statt sie in der Hand der Engländer zu lassen. Churchill pilgerte dann beleidigt gen Staaten und stellte Mossadegh als Kommunist an die Wand. Somit kam der Putch. Der Shah genoss wieder, mit Untertützung der Geheimdienste - den Glanz seiner Medaillen und Großbrittanien leckte seine Wunden... Alles folgende ist Geschichte...

     

    Die große Gefahr ist nicht der Iran, sondern eher sein machtgieriger Nachbar Israel, welcher mit Hilfe des netten Bush-Clans schon längst Ihr lieblingsspielzeug, die "Thermo-Nuclear-Bomb" und sonstiger Wahnsinn gen Wüste gedreht haben.

  • BW
    bernhard wagner

    Mir erscheint das wie scheinheiliger Egoismus.

     

    Es geht primär um die Kontrolle der Erdölfelder im 'Nahen Osten', wozu strategisch alle Staaten dort kontrolliert werden sollen. Ginge es um Demokratie und Menschenleben wäre ein Sturz der Diktaturen im Sudan oder in Birma schon lange überfällig und dazu auch wesentlich weniger teuer gewesen (mit dem Rest des Geldes wären dann andere Dinge finanzierbar gewesen, z.B. zugunsten des human development program der UNO u.v.a) und zweitens demokratisch nachhaltiger wirkungsvoll, als im Irak.

     

    - Afghanistan lasse ich 'mal offen, denn zumindest in der Hauptstadt geht es den Menschen heute besser als zu 'Taliban'zeiten - unabhängig davon, welche Motive/Gründe die USA BRD etc dabei hatten (auch je intern verschiedene, einigen ging es auch da um strategische Machtsicherung, anderen tatsächlich auch um die Menschen dort).

     

    - mal ganz zu schweigen von anderen Fragen wie der alltäglichen Profitierung Europas, der USA etc. von weltweiten Ausbeutungsverhältnissen durch billige Rohstoffe und Waren, von Metallen (Coltan, Kupfer, Gold etc.) bis zu Textilien, Obst, Tierfuttermitteln etc.