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Archiv-Artikel

Verantwortungsvolle Unternehmen wirtschaften besser Nachhaltige Profitsteigerung

Wohltätigkeit, Caritas, eröffnete in vergangenen Zeiten den Unternehmern das Himmelstor, stand aber im Ruch, den Profit zu mindern. Heute sieht der edle Manager ganz anders aus. Auf freiwilliger Basis fügt er sich ökologischen und sozialen Standards. Sein Credo lautet zunehmend: Corporate Social Responsibility (CRS).

Ökologisch und sozial verantwortlich zu handeln, gilt nach der neuen Ideologie nicht als Zusatz zur Plusmacherei, als Girlande des Profits, sondern als Bestandteil effektiver Unternehmensführung. Rankinglisten lobenswerter Unternehmen schießen auch bei uns ins Kraut. Gestern nun hat auch das Manager-Magazin seine entsprechende Hitliste mit 80 Firmen veröffentlicht.

Die der „neuen Verantwortlichkeit“ zugrunde liegenden Annahmen sind durchaus realistisch. Zum einen winkt den Firmen, besonders den international operierenden, zu einer Zeit, wo die Produkte immer ununterscheidbarer werden, ein reicher „moralischer“ Distinktionsgewinn. Nachhaltigkeit führt in mittlerer Reichweite zu höheren Profiterwartungen, die Aktienkurse von CRS-Unternehmen steigen, ihnen winkt die Aufnahme in Fonds, die sich entsprechenden Mindeststandards verschrieben haben. Empirische Untersuchungen zeigen, dass die Konsumenten zunehmend ihren Kaufentscheid davon abhängig machen, ob das Produkt ihrer Begierde zum Beispiel mittels Kinderarbeit oder mittels ökologischer Verwüstungen hergestellt wurde. Indem sie moralisch konsumieren, fühlen sie sich selbst als moralische Person.

CRS dient auch dem präventiven Krisenmanagement, besänftigt Bürgerinitiativen vor Ort, sichert außerdem in Regionen wie Südafrika, wo Aids wütet, ein hinreichendes Arbeitskräftereservoir und sorgt für dessen bessere Qualifizierung. So ganz freiwillig-rational läuft CRS allerdings doch nicht. Die Konsumenten in den entwickelten Industrieländern werden sich ihrer Konsumentenmacht bewusst. Wenn es hart auf hart kommt, greifen sie zur Waffe des Boykotts, die sich in den vergangenen Jahren als äußerst effektiv erwiesen hat. In diesem sich mit jedem Erfolg verstärkenden Druckszenario liegt das eigentlich Erfreuliche beim Lesen der Rankingliste. CHRISTIAN SEMLER