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„Vandalismusresistent“

■ Neue S-Bahnwaggons auf der Schiene

Ein blankpolierter Zug und ein frisch geduschter Herr: Gestern startete die erste neue S-Bahn der Baureihe ET 474 zu Betriebsbeginn um 4.49 Uhr vom Bahnhof Poppenbüttel nach Wedel. Die modernen Waggons sind derartig durchsichtig, daß man noch im letzten Wagen erkennen kann, wenn in der Mitte Kontrolleure einsteigen. Doch der Herr im Anzug gestern war gar keiner, sondern der Erste Bürgermeister Henning Voscherau (SPD).

Die Bahn ist ganz stolz auf ihren neuen Fuhrpark, da bei der Ausstattung der Züge weitgehend „vandalismusresistentes“Material zum Einsatz gekommen sei. Obendrein steht in jedem Einstiegsbereich eine Sprechverbindung zur Verfügung, mit der Kontakt zum Fahrer aufgenommen werden kann.

Mit dem überfälligen Schritt sollen nach und nach 103 Uralt-Waggons vom Gleis genommen werden: Sie haben über 60 Jahre Schwerstarbeit auf dem Buckel, kreischen herzzerreißend um die Kurven oder werden zum Fahrgastkäfig, wenn sich wieder einmal die Türen nicht öffnen lassen. Dies alles hat pubertierende Pärchen sowenig gestört wie viele Nichtseßhafte, die im Winter in den geheizten Waggons hin- und herfahren.

Nun soll alles besser werden. Die Bahn investiert bis 2002 über 800 Millionen Mark in die Anschaffung von 103 Neufahrzeugen und die Modernisierung von 62 Zügen der letzten Generation, die zwischen Altona und Harburg eingesetzt werden. Die 474er sind sparsamer im Energieverbrauch als ihre Vorgänger: Beim Bremsvorgang freiwerdende Energie soll in das Netz zurückgespeist und zur Beheizung des Fahrgastraumes verwendet werden.

Die Bahn hatte die neuen Triebzüge eines Salzgitterer Konsortiums im Mai zunächst wegen technischer Mängel nicht angenommen. Der erneute Auslieferungsversuch ging nun störungsfrei über die Bühne, inklusive der piekfeinen Erste-Klasse-Wagen. lian

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