VW FÜR NICHTARIER : Kein Problem
Neulich war ich mit meinem Mann Ze’ev Ochsenschwanz einkaufen. Ze’ev hat vor drei Monaten ein israelisches Bistro aufgemacht. Sein Fleisch kauft er beim algerischen Metzger auf der Prinzenallee. Wir halten in der zweiten Reihe, wie die anderen Lieferwagen vor und hinter uns. Ze’ev springt in den Laden, ich bleibe sitzen – ich bin im neunten Monat schwanger. Da hält ein Mannschaftswagen vor uns. Zwei junge Männer in graugrüner Kampfmontur steigen aus. „Parken in der zweiten Reihe ist verboten. Die Fahrzeugpapiere bitte.“
Blöderweise haben wir die Papiere zu Hause vergessen. Ze’ev kommt mit dem Ochsenschwanz und einer Tüte voller Markknochen (laut Mohammed gut für schwangere Frauen) zurück zum Wagen. Der Ton der Beamten wird autoritär. „Zeigen Sie uns erst mal Ihren Pass!“ Natürlich rennt Ze’ev nicht tagein, tagaus mit seinem israelischen Pass durch die Gegend. Die Beamten werden sauer. „Jetzt müssen wir Ihre Identität überprüfen, wir wissen ja nicht, ob Sie legal hier leben.“ Ich springe Ze’ev bei: „Wir sind seit vier Jahren verheiratet.“ Die Polizisten sind geschockt. „Sie sind verheiratet? Wohnen Sie auch zusammen?“ Bei unserer Kombination von blonder, blauäugiger Frau und ausländischem Mann muss es sich um eine Scheinehe handeln.
Sie lassen uns 30 Minuten in der Kälte stehen. Ich klopfe an den Mannschaftswagen. „Wie lange dauert es noch? Ich bin hochschwanger und muss auf Toilette“, frage ich. „Es dauert eben länger, bis wir Ihren Leihwagen überprüft haben.“ Leihwagen? Das Auto gehört uns, fauche ich. Im Jahr 2012 dürfen auch Nichtarier einen Volkswagen besitzen. Nach zwei Minuten kriegen wir einen gelben Wisch und dürfen fahren. Vielleicht hätten wir die Polizisten zum Schabat-Essen ins Sababa einladen sollen. Das ist der Name von Ze’evs Bistro und heißt so viel wie „Alles in Ordnung, kein Problem.“
KIRSTEN GRIESHABER