VORMERKEN : Familienleben zwischen Geschichte und Geschichten
Es gab viel Lob und vom Spiegel einen echten Verriss: Eva Menasses Roman „Vienna“ schildert das Schicksal einer jüdischen Familie, die während des Nationalsozialismus auseinander gerissen wird, sich im Nachkriegs-Wien neu einleben muss und deren Identität sich im Wesentlichen durch das Erzählen von pointenreichen Geschichten bestimmt. Da lag der Vergleich mit einer real existierenden Familie nicht fern, denn Eva Menasse, 34-jährige Journalistin für die FAZ, kommt nicht aus irgendeiner Familie, sondern aus einer zumindest in Österreich und in Literaturkreisen bekannten: Ihr Vater Hans Menasse war Fußballnationalspieler, und ihren Bruder Robert Menasse kennt man wegen seiner Romane, des wunderbaren „Selige Zeiten, brüchige Welt“ oder seines Essays „Land ohne Eigenschaften“ über österreichische Lebenslügen. Warum also versteckt sich die Menasse in ihrem Debüt hinter der Fiktion, fragte der Spiegel böse und witterte hinter dem ganzen Hype ums Buch nur ein Konglomerat aus Vitamin B und paparazzihaftem Interesse an intimen Details. Dass die Familiengeschichten trotzdem sehr lustig und detailreich geschrieben sind, davon kann man sich heute Abend im Jüdischen Museum Berlin überzeugen.