VOLLES HAUS IM KLEIST-MUSEUM : Land und Bund streiten um Finanzierung
Es ist ein tägliches Ritual seit Wochen. Der erste Mitarbeiter, der morgens ins Kleist-Museum Frankfurt (Oder) kommt, dreht an der „Uhr“: Eine Stele im kleinen Museumsgarten am Oderufer zeigt an, in wie vielen Tagen das Kleist-Jahr 2011 beginnt. Die Geburtsstadt Heinrich von Kleists (1777–1811) möchte den 200. Todestag des Dichters als Ereignis mit nationaler Bedeutung begehen. Bis dahin hätte sich das kleine Literaturmuseum gern in neuem Gewand präsentiert. Doch mit dem geplanten Anbau dürfte es nichts werden: Noch nicht mal der Grundstein ist gelegt.
1969 richtete die Stadt in einer früheren Garnisonsschule ein Museum für ihren großen Sohn ein. Vier Räume informieren in dem barocken Kleinod über Leben, Werk und Wirken von Kleist, aus dessen Feder Theaterstücke wie „Penthesilea“ und „Der zerbrochene Krug“ stammen. Von Kleist, der sich im Alter von 34 Jahren umbrachte, gibt es wenig Originales. „Kleist war im Gegensatz zu seinem ewigen Rivalen Goethe zu Lebzeiten nicht bekannt“, nennt Museumsdirektor Wolfgang de Bruyn Probleme der Ausstellungsmacher.
Mit rund 35.000 sogenannten Medieneinheiten verfügt das Museum über die weltweit umfangreichste Sammlung zu Kleist und seinem literaturgeschichtlichen Umfeld. Ende 2010 muss das Museum seine Außenstelle – sie beherbergt die Bibliothek, die Archive und Arbeitsplätze für Mitarbeiter und Forscher – räumen. Auch deshalb hatten Stadt und Museum fest mit dem Anbau zum Kleistjahr gerechnet. Doch das Land Brandenburg und der Bund konnten die künftige Finanzierung des Hauses bisher nicht klären. Derzeit wird das Museum zu 50 Prozent vom Bund, zu 35 Prozent vom Land und zu 15 Prozent von der Stadt Frankfurt finanziert. (dpa)