VERSUCHTE VERGEWALTIGUNG : Fix und alle
Im Pavillon Prisma an der Kottbusser Brücke quakelt ein dünner, glatzköpfiger Mann auf eine dicke Frau mit blondierten Strähnen ein:
„Sacht die, dass se in nem Bio-Laden arbeitet. In nem Bio-Laden! Wenn se in ner Bäckerei gearbeitet hätte, hätt ick ja normal gefunden, aber Bio-Laden! Dann meent se, wir könnten ja zusammen im Taxi heimfahren, aber Geld hätt se keens. Sach ick, is jut, wa, aber ick loof mal lieber. Ick also los. Zwei Ecken weiter kommt n Auto neben mir zu stehen. Springen zwei Zivilbeamte raus, ziehen ihre Knarren, Handschellen, das ganze Programm. Wir ham ihn, gibt der eene durch’n Funk. Wasn jetzt los?, frag ich. Sacht der eene: Versuchte Vergewaltigung. Kommt n Bullenwagen mit der Frau anjerauscht. Ja, das isser, sacht die. Wenn ick dir hätte vergewaltigen wollen, hätt ick dir ja wohl nicht meene Adresse gegeben. Steglitzer Damm neben Drospa. Seien Se mir nicht böse, wa, aber Sie sind nicht nach meim Geschmack. Die Bullen gicken sie an, gicken mich an. Sacht der eine: Na, dann is ja alles schön, dann könnse ja jetzt nach Hause gehen. Sach ich: Moment ma! Sie fahrn mich jetzt mal schön nach Hause. Ick bin jetzt fix und alle. Sacht die Alte, och, da fahr ick doch mit. Denk ick, jetzt werd ich die Alte schon wieder nicht los. Die Bullen fahrn mich also nach Hause, halten an, sacht die Alte: Och, ich steig hier auch aus. Ne, denk ick, det darf ja wohl nicht wahr sein. Auf der Straße sacht se: Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihn entschuldigen. Hab ich noch ne Flasche Wein zu Hause. Wolln Se nicht mitkomm. Nene, sach ich, muss morgen früh raus. Ne Stunden später klingelts an der Tür, steht se da mit ner Torte und nem Blumenstrauß. Platzt mir der Kragen. Sach ich: Jetzt is aber mal jut, ich komm mit dicken Menschen nicht klar, die stinken mir zu sehr.“ Die dicke Frau mit den blondierten Strähnen zieht an einer Zigarette und nickt verständnisvoll. KLAUS BITTERMANN