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Archiv-Artikel

VERHALTENSKODEX DER KAFFEE-INDUSTRIE SPART WICHTIGE THEMEN AUS Selbstverpflichtungen reichen nicht

Tchibo, Nestle, Kraft und Sara Lee haben in Hamburg einen 40-seitigen Wohlverhaltenskodex unterzeichnet. Der soll weltweit die Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern verbessern und die Umwelt sauber halten. Das Projekt, das neben den vier Großen der globalen Kaffeebranche auch das bundesdeutsche Entwicklungshilfeministerium, einige NGOs und der Kaffeeverband unterstützen, ist ehrgeizig und soll weltweit 100 Millionen Menschen helfen, die ihre klitzekleinen Brötchen mit Kaffeeanbau verdienen. Der Kodex schreibt Standards zu Kinderarbeit und Mindestlöhne fest und regelt den Einsatz von Pestiziden. So weit, so gut.

Zweifel bleiben jedoch, ob der Verhaltenskodex mehr ist als eine weitere PR-Aktion multinationaler Konzerne. Viele Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen möchten seit Ende der Neunziger gerne als „Corporate Citizen“ angesehen werden, als Unternehmensbürger mit globaler Verantwortung. Deshalb engagieren sie sich in internationalen Initiativen der Weltbank, dem UN-Umweltprogramm (Unep) oder dem „World Business Council for Sustainable Development“ oder unterstützen nationale Initiativen, hierzulande etwa B.A.U.M. oder Econsense.

Gewiss, nicht alle Manager tragen nur eine „grün-rote“ Charaktermaske. Schließlich sind sie auch von dieser Welt. Und selbstverständlich dient auch nicht jede Selbstverpflichtungserklärung eines Multis einzig dem Markenimage. Immer aber geht es auch um betriebswirtschaftliche Interessen – und die werden immer noch an den Gewinnen gemessen. Daher verzichteten die Kaffee-Konzerne in ihrem Kodex auch auf die heiklen Themen „fairer Preis“ und „Preisgarantie“.

Dass medial aufgepeppte Selbstverpflichtungen nicht ausreichen, belegt das Elend der bundesdeutschen Corporate-Governance-Initiative. Obwohl die Großen der Deutschland AG dieses Wohlverhaltenskonzept selber entworfen haben, weigern sie sich, ihre eigenen Ehrenerklärungen einzuhalten – wenn es ernst wird. Dafür reicht schon eine harmlose Petitesse wie die Bekanntgabe der genauen Vorstandsgehälter. HERMANNUS PFEIFFER