■ Urdüs wahre Kolumne: „Rote Zora an taz Bremen“
Das Steinewerfen open air vor zweieinhalb Jahrzehnten noch als Jugendtorheit auch von heute so staatstragenden Persönlichkeiten wie dem Kommandanten Joschka begangene Unbotmäßigkeit: Das also soll jetzt wg. Chaostagen von der hannoverschen Staatsanwaltschaft gleich hundertfach als versuchter Totschlag verfolgt werden. Pfuideibel noch eins. Wir aber rufen die Jugend der Welt zu überfälligen Chaostagen nach Bremen. Dort, wo dem Volk die Bürgerweide entwendet wird, für die sich einst der historische Krüppel schlurfend den Arsch aufgerissen hat. Dort, wo die Eislaufhalle samt Teeny-Disco on Ice abgerissen werden soll für noch mehr leerstehende Schweinehallen und das alles nur, weil die Dorfalkalden vor der Eingemeindung in den Korostaat eben mal dafür sorgen wollen, daß Schmiergelder und Freigetränke fließen können. Wir rufen die Jugend der Welt... Hört wieder keiner. Alle mit Walkman gut abgeschirmt.
In der August-Ausgabe des sonst so lesenswerten Bremer Stadtmagazins MIX wird der übelkeiterregende Geruch der ökopolitisch einwandfreien Abgase von Biosprit-Motoren verglichen mit dem inspirierenden Duft Waller Frittenbuden: Ein Vergleich, den ich seitens der Exilfraktion der AG „Contra Walle-Diskriminierung“ entschieden zurückweisen muß. Mc Donald's (wg. Viertelnähe?) kommt bei dieser Diskriminierung ungeschoren davon. Nur BILD KÄMPFT da auf einsamer Wacht und weiß am vergangenen Samstag zu berichten, daß in Washington fast die komplette Nachtschicht einer dortigen Filiale der Hamburgerkette umgebracht in der Tiefkühltruhe aufgefunden wurde. Mit dieser Übertreibung, Veganer, tut ihr Eurer Sache keinen guten Dienst. Und als Beitrag zur Rettung des Regenwalds vor extensiver Viehweidenbewirtschaftung kann das ja auch nicht Schule machen!
Gesehen im Feinkostladen einer niedersächsischen Kleinstadt: „Unser französisches Weinsortiment wurde vor Verkündung der Atomtestreihe geordert!“ Und als Trinkspruch empfehlen wir zum dezent klirrenden Kristall den polynesischen Kampfruf „Hiti Tau“. Heißt ZEIT ZUM HANDELN!
Soso, Aribert Galla soll immer noch flüchtig sein. Wer das nun glauben soll! Wo immer die gemeine Sozialdemokratie ihre Schleimspur zieht, wo immer gekungelt und gemungelt, geschachert und auf Volkes Kosten gebechert wird, da ist er doch dabei der patentierte Mösenbart. Schon mal im World Trade Center gekuckt? Bei der Europavertretung in Brüssel? Bei der Bremer Lagerhausgesellschaft, bei der Lottoverwaltung oder in der Ocean Park-Kommission der Heinmücks aus Bremerhaven? Na siehstewoll!
Apropos Bremerhaven: Zum Benefizkonzert der Bundeswehr-Bigband an der Seebäderkaje zugunsten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger am 17. August werden landauf, landab sogenannte Flyer verteilt, wie sie sich als Kommunikationsinstrument der LOVE-PARADISTEN bewährt haben. Das aufgeklärte Kind ahnt die Zusammenhänge!
Das durch Haarschmiere wie Wellafit und Wellaflott bekannte Unternehmen Wella veranstaltet derzeit in 2000 ausgewählten deutschen Friseursalons einen Kinderwettbewerb „Frisiere Deine Barbie“. Und als ob das nicht in sich schon Sinnstiftung genug wäre, soll während der Aktion auch noch die Spendenbüchse zugunsten der Stiftung für Mukoviszidosekranke unter Schirmfrauschaft von Bundespräsidentengattin Christiane Herzog herumgehen. Ja müssen sich Kranke denn alles gefallen lassen? Wir empfehlen als wohltätige Alternative einen Barbiepuppenähnlichkeits-Wettbewerb: Obendrein könnte man je nach parteilicher Präferenz auch Scharping, Fischer oder den aufstrebenden Nölle zum KEN DES JAHRES ernennen. Alles fürn guten Zweck! Ulrich Reineking etc.
P.S.: Rote Zora an taz Bremen: Übergabe der neuen Unterlagen wieder über den Altglas-Container am Dobben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen