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■ Urdrüs wahre KolumneLeinäß - bloß nich!

URDRÜS WAHRE KOLUMNE

Leinäß — bloß nich!

Mit viel Trara wurde vor Monaten der Single-Verlag in Bremen gegründet, der ein monatliches Kontaktmagazin mit mächtig viel Jumän Tatsch herausgeben wollte. Über die Erstausgabe scheint die illustrierte Partnervermittlung nie hinausgekommen zu sein — dafür aber wird die Zielgruppe jetzt auf ganz andere Weise verarscht: In Verbindung mit Kapitalvermittlungs-Service. U.S. — Finanz von Uwe Schubert lanciert der Single- Verlag jetzt in seiner Zielgruppe das wundersame SLC-Projekt: „Spekulieren Sie auch mal, wenn es sich lohnt“ heißt es da und weiter: „Wir bieten Ihnen jetzt durch ein nur uns bekanntes Schweizer Bankenkonsortium eine unglaublich hohe Kapitalbeschaffung. Der Einsatz ist beliebig, die Auszahlung erfolgt in 10 bis 12-facher Höhe und in nur 60 Banktagen!“

Warum wir Ihnen hier an dieser Stelle mit dieser zur Warnung gedachten Information dienen? Eine Szene, die Pilotenspiele inszenierte und Goldkreise zog, könnte auch hierwieder anfällig werden... Also Finger weg und das Geld lieber in Knast-Abos dieses Blattes gesteckt!

Ausgerechnet mit einem Beitrag über den Eisenfresser-Narzißmus der Body-Studie beginnt die taz ihre neue Serie „Thema der Woche“. Da muß der rüstige Senior der Bewegung dann doch ein Verslein aus seinem Poesiealbum von Theodor W. Adorno vortragen: „Sport gehört ins Reich der Unfreiheit, wo immer man ihn auch organisiert.“ Und ein Kumpel Ernst Bloch würdigte Thomas Müntzer mit den Worten: „Er haßte das Lob des Schweißes.“ So ist's recht!“

Zu den Geheimnissen des hiesigen Vereinslebens gehört die überschäumende Begeisterung für Darbietungen sogenannter Männer-Ballette. In schwuchteligster Aufmachung schwingen dabei bestrapste Turner, Pfarrgemeinderäte und Kleingärtner über die Bühne des Vereinslokals, werfen die stacheligen Beinchen in wüsten Cancan- Posen gen Kronleuchter und kreischen wie die geheimnisvollen Stimmen aus Bulgarien. Der Findorffer Traditionsverein Tus Eintracht enthüllt in einer Pressemitteilung aus dem Trainingslager jetzt „Mit Hilfe einiger Körner und Bierchen wurde zu fortgeschrittener Stunde ein Männerballett nach gewohnter Manier zum Besten gegeben.“ Wir aber sagen: Turner meidet den Alkohol - bekennt euch nüchtern zu Eurem Frausein!

Und so schlug David Volksmund in der hier schon öfter erwähnten Waller Eckkneipe zu: „Daß die DVU-Leute noch extra Geld abgezockt haben, da siehste mal, die sind genauso wie Graf Lambsdorff und Wedemeier: Alle in einen Sack und dann immer feste druff.“ Der Wirt hält dem Volksmund sein „Nu mal ehrlich“ entgegen: „Das würdste doch genauso machen, wer anner Krippe ist, der frisst sich voll. Der Mensch ist ein Schwein, so genau isses.“ Ins Schweigen hinein ein weiterer Gast: „Gibt Ausnahmen, Mutter Theresa und solche. Und früher Konrad Adenauer.“

Ein Wörtchen in ureigener Sache: Energisch dementierte ich die taz-seitige Behauptung, daß mein frischgeborenes Knäblein Leinäß heiße. Als glühender Anhänger des lauteren Antiamerikanismus plädiere ich für die Schreib- wie Sprechweise Linus. Ansonst vielen Dank für alle Zeichen freudig bewegter Anteilnahme, auch im Namen von Mutter und Kind. Ulrich Reineking-Drügemöller

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