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■ Urdrüs wahre KolumnePappkamerad Beckmeyer

Der Herr Woytila vom Stuhle Petri ist dem halbwegs menschlich denkenden Individuum nicht erst seit gestern oder vorgestern ein Greuel. Jetzt aber wird's auch für die eingeschworenen Gefolgsleute des Stellvertreters Zeit, ihm den vom Herrgot selbst für solche Fälle geschaffenen Stinkefinger zu zeigen: Will der Kerl doch am kommenden Sonntag eine 1825 verstorbene Elisabetta Mora seligsprechen, weil sie sich dreißig Jahre lang von ihrem Ehemann verprügeln ließ und ihn trotz des Flehens ihrer eigenen Mutter nicht verließ, denn „Ich habe ihn vor der Kirche geheiratet, bleibe bei ihm.“ Und im Petersdom plärrt dazu der wiedergeborene Country-Star „Stand by your man!“

Wie mir mein persönlicher Geheimdienst mitteilte, haben sich die Herren Fücks, Dittbrenner, van Nispen und Wedemeier Klaus am vergangenen Montag in der wenig preisgünstigen Böttcherstraßenkneipe Reederei nicht nur trinkend verlustiert, sondern sich obendrein noch lautstarkestens über die politische Problematik der Sauberkeit auf öffentlichen Spielplätzen geäussert. Wenn man nun denkt, mit derlei demonstrativer Dienstbeflissenheit nach Feierabend Eindruck beim gemeinen Volke schinden zu können, so empfehlen wir dem Publicity-Management dieses Quartetts doch eher den Umtrunk im Lustigen Schuster oder im Utbremer Stübchen. Kommt am Ende auch den Landeshaushalt günstiger zu stehen...

Und Karin Jöns als die sozialdemokratische Miss Bremen für Europa weigerte sich am Dienstag mit fraulicher Entschiedenheit, vor einer Wahlkampfveranstaltung im AWO-Sozialzentrum, das von einer Schülerin erbetene Autogramm mit dem Zusatz zu versehen: „Kerstin zeigte sich sehr an politischen Fragen interessiert“. Dies finden wir zum Beispiel recht positiv, hatte die Lütte doch ausdrücklich mit der Bemerkung geschleimt „Mein Lehrer ist ein Fan von ihnen!“ Dies ist nicht die Jugend, auf die wir die neue Gesellschaft der Freien und Gleichen aufbauen wollen.

Im kleinen Bioladen an der Ecke liegt neben Tatarenmeldungen über Rinderwahnsinn und den Selbstmord durch Weißmehl und Zucker auch das editorische Programm des Verlags „Die Silberdistel“ aus, der sein Anliegen schon auf der Umschlagseite so beschreibt: „Der Verlag vertritt die ethischen Werte Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden,Liebe und Gewaltlosigkeit.“ Und dann heißt es da noch: „Für Super-Esoteriker einfach super.“ Das finden wir irgendwie... supiiee!

Der Informationsdienst des Deutschen Schiffahrtsmuseums weist auf das 6. Internationale Karton-Modellbautreffen hin, daß an diesem Wochenende in Fishtown stattfindet und warnt alle Vernunftbegabten eindringlich, die Seehafenstadt derweil zu meiden, denn „alle Diskussionen kreisen um Schiffe aus Papier“. Schirmfrau des Ganzen wird dann wohl Uwe „Uwe“ Beckmeyer sein.

Die lieben Mitglieder des Goethebunds fordert der prächtige Vorsitzende Dr. Klaus Gätjen in herzlicher Verbundenheit auf, weitere Mitglieder zu werben und empfiehlt dabei insbesondere die Rekrutierung des Nachwuchses in der eigenen Sippe: „Meine Mutter meldete mich zum Goethebund an, als ich ungefähr 12 Jahre alt war, und ich bin ihr heute noch dankbar dafür. Bitte eifern Sie dem nach!“ Wir wünschen dem Anliegen jeden erdenklichen Erfolg: Mit Johann Wolfgang contra Micky Maus...

Ulirch Reineking-Drügemöller

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