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■ Urdrüs wahre KolumneKacke dampft von oben

Vor Bremen macht aber nun wirklich rein garnix mehr halt:Peter Maffay kommt, die Mafiosi der Treuhand laden allhie zur Jahreshauptversammlung und gleich in 4O.OOO erwarteten Exemplaren kommen an diesem Wochenende die Halter Deutscher Schäferhunde in die Stadt, um dem hechelnden Disziplinarkampf von immerhin 2OOO dieser Tölen um die Weltmeisterkrone auf dem heiligen Rasen des Weserstadions zu verfolgen. Und ausgebucht sein sollen durch dieses Ereignis schon seit Wochen alle Bremer Hotels und das soll ja wohl meinen, daß man künftig alle wirklich netten Touris vor reviermarkierten Badewannenvorlegern eindringlich warnen muß. Hat dieses Top-Ereignis die Wirtschaftsförderrunsgesellschaft akquiriert? Der Verkehrsverein? Das Tierheim Hemmstraße oder war's gar Chefsache und die Kacke dampft von ganz oben? Schuldige bitte vortreten – und dann aber Platz und kusch!

Im Heimatsender werden zwei mutmaßliche Goldkettchenträger aus Kreisen der allzeit hilfsbereiten THW-Lümmel zu ihrem humanitären Einsatz im Hungergürtel von Goma befragt. Auf die Vorhaltung, daß die Helferlein stets gut mit Äten un Drinken versorgt waren, während für die Abgabe an die ortsansässigen Hungerleider kein Töpflein Hirse zu entbehren war, antwortet doch ein technischer Hilfswerker tatsächlich: „War ja nich genug für alle da – und wenn man erst den einen was gibt, muß man den anderen auch was geben. Sonst sind die beleidigt!“ Und krepieren am Ende noch aus purem Neid, nichwahr?!

Straflos sollnse also jetzt davonkommen, die diebischen Elstern aus der Bremer Polizei, die das Gebündelte Bare des Handelsmann aus der Ukraine so heimtückisch wie ungetreu in Polizeigewahrsam nahmen. Name und Wohnort dieser zum Audi 1OO-Himmel stinkenden Bulletten aber sind bekannt und der zu allem fähige tschetschenische Schnellrichter wird sie zu finden wissen, um sich so einen Platz in den Heldensagen seiner Heimat zu sichern. Freu dich bloß nicht zu früh – so warnt schon das alte Schlagerlied...

BILD war dabei, als die Rote Armee endgültig im Märkischen Sand der Hauptstadt der Deutschen kapitulierte und hörte auch die Worte von Massa Kohl an seinen Diener bei der Eintragung ins Goldene Buch im Schloß Bellevue: „Du weißt, Boris, warum das Gästebuch eingerichtet wurde? Damit man sieht, daß Präsidenten auch ihren Namen schreiben können.“ Dazu gab's eine Berlin-Swatch in limitierter Auflage – wohl damit der Gast nicht immer Uhri Uhri schrie. So nämlich spottet der Schadensfall jeder Beschreibung.

Unter eingefleischten Fleisch-Essern gilt die Küche des Casino im Waller Volkshaus seit Menschengedenken als Garant für wuchtige Würste und flatschige Koteletts, als eine der letzten gastronomischen Bastionen einer Kost, die zu futtern wie bei Muttern gerühmt wird. Und nun wurde um schnöder EG-Zuschüsse willen der bisherige Pachtvertrag aufgelöst und den Damen vom Quirl der Küchenlöffel in die Hand gedrückt. Nix gegen Grünkernbratlinge und Topinambur in Sauerampfer – aber muß man mit solcher Schmalhanskost auf dem Wege amtlicher Verordnung wirklich mit den Kleinrentnern, Sozialhilfeempfängern und sonstigen Nicht-Besserverdienenden anfangen, die sich a) nicht wehren können und b) eh mehr als nur ein Stück Lebenskraft zur täglichen Daseinsbewältigung brauchen?

Apropos...auch die Grünen fordern heuer KOHL UND PINKEL statt KOHL UND KINKEL und bemächtigen sich damit wahlkampftechnisch eines Kalauers, den der Endesunterzeichnete zur Eröffnung der letzten Grünkohl-Saison auf einer ortsbekannten Kleinkunstbühne unters Volk brachte. Dieser Diebstahl bescheiden-geistigen Eigentums sollte nun aber wenigstens mit einer Einladung zum Kohl durch meine Lieblingssenatorin gesühnt werden. Ich warte!

Ulrich Reineking-Drügemöller

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