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■ Urdrüs wahre KolumneWiedergeburt im Wienerwald

Na da bleibt doch vor Freude fast der Atem stehen! Zeigt die Zeitschrift IN UND UM BREMEN von der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohnungsunternehmen doch kürzlich auf ihrer Kommentarseite unter der Überschrift ZUM ABSCHIED ein Foto des türkischen Fertigbau-Honorarkonsuls Karlchen Grabbe. Sollte der Kerl nunmehr endlich der Aufforderung aus diesen Spalten nachgekommen zu sein, Stadt und Land Bremen auf immer zu verlassen? Ernüchterung und Enttäuschung schon nach den ersten Zeilen O-Ton Grabbe: „Zwei Wahlperioden habe ich als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft gewirkt. So sei mir ein Rückblick, verbunden mit einer Ausschau, gestattet. Was haben wir erreicht? Viel!“ Zuviel, Exzellenz. Zuviel erreicht – und vor allem viel zuviel erlaubt im grauen Wolfsgehege!

Auf dem Postamt am Brill schleckt eine junge Frau auf das Anmutigste die Briefmarken an, um sie alsdann Stück für Stück auf diversen Postkarten aufzukleben. Bevor sie diese in den Briefkasten wirft, fährt sie jedesmal mit einem kleinen Glaskegel über das Papier. Da wollen wir aber nun die Gründe wissen und erfahren auch prompt: „Ich lade die Karten mit Pyramidenkraft auf. Das sind alles Preisausschreiben!“ Und das würde helfen? „Nicht immer natürlich...“ Aber immer öfter? (Lottospielende LeserInnen, die mit diesem Tip zum Dagobert werden und nicht gleich alles an die Ruanda-Hilfe der EKD geben wollen, entschädigen bitte umgehend den ukrainischen Handelsmann, der immer mutmaßlicher von hiesigen Bütteln betrogen und beraubt wurde.)

Eierbaron Pohlmann zeigt auch nach Entzug der Lizenz zum Geflügel-Massaker durch die niedersächsische Landesregierung keine Reue und will sein nicht nur zum Himmel stinkendes Gewerbe durch den Sohn aus eigener Zucht fortsetzen. Irgendwann aber werden wir diesen bösen Anton reinkarniert im Wienerwald am Grill tanzen sehen und vielleicht mit einer Schüssel Salat zum Hefeweizen verzehren. Das kommt von das!

Zur Spurensuche beim Frauen-Männer-Workshop rufen die Eisenhänse vom hiesigen Männertherapiezentrum sowie die Angelika aus Lilienthal demnächst nach 26 937 Seefeld. Die Gruppen der Männer und Frauen arbeiten getrennt( „Es wird möglicherweise hart werden!“), begegnen sich jedoch auch zu gemeinsamen Übungen. „Dabei hast du die Möglichkeit, die weibliche Grundenergie zu spüren“, wird den männlichen Kunden des 45O Mark-Wochenendes immerhin in Aussicht gestellt, während die weiblichen Teilnehmerinnen für den gleichen Betrag lediglich auf vagen „Austausch“ verwiesen werden. Ob sich das rechnet?

Der Bremer an sich ist bekanntlich ein Seemann, wenn er nicht gleich Reeder oder Werftdirektor ist. Entsprechend geballt der Sachverstand, der sich da in den letzten Tagen immer wieder zur Beobachtung der Bergungsarbeiten des „Welle“-Wracks an der Schlachte einfand. Neben hämischen Bemerkungen und kriminalistischen Erörterungen gibt es mitunter auch technisch interessante Vorschläge wie diesen: „Seitlich Platten anbringen, bis die höchste Wasserlinie erreicht ist. Dann einfach ein paar Mann mit Eimern rein und schippen, schippen, schippen. Da ist der Kahn in zwei Stunden leer wie eine Nußschale!“ Aber auf das Volk hört natürlich niemand – das Ergebnis ist bekannt...

Warum hat Senator Uwe „Uwe“ Beckmeyer von den lichten Höhen seines Scheitels für den Transrapid plädiert und damit einmal mehr das grüne Licht der Ampel strapaziert? Versprochen hat man dem Hein Mück aus Bremerhaven dafür zwei Transrapid-Haltestellen (Fischereihafen und Zoo am Meer) sowie einen ergonomischen Hochsitz an der rollenden Theke: Nur mit vernünftigen Argumenten kann man schließlich niemandem kommen, der in FishTown das politische Handwerkszeug erlernt und dabei auch noch ohne Zwangsjacke überlebt hat!

Ulrich Reineking- Drügemöller?

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