■ Urdrüs wahre Kolumne: Hackepeter ganzjährig!
Es regnet und regnet und der obdachlose Mitbürger strolcht durch den Bremer Bahnhof und befriedigt sein Grundrecht auf Informationsfreiheit durch einen Griff in den Papierkorb zu einem Exemplar der Funkuhr. Und da kommen auch schon zwei kräftige Lümmel mit himmelblauem Barett und jagen dieses Gotteskind raus aus der dürftigen Herberge und garantieren ihm allerhand Unsanftes für den Fall der Rücckehr. Und draußen regnet und regnet es weiter, und hätten wir jetzt einen Flammenwerfer dabei – glatt würden doch in dieser grausamen Garde der neuen Bahn zwei Arbeitsplätze auf einmal frei.
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Nun gibt es endlich eine Bronzebüste des guten Sparkassenonkels Friedrich Rebers und da sollte das Ding auch seinen würdigen Platz bekommen. Schlägt jedenfalls die liebenswerte Leserin Miriam L. aus dem Fehrfeld vor und bittet um Unterstützung ihrer Initiative „Rebers in die gute Stube“. Ihre Forderung: Die Büste auf einem Sockel neben dem Roland aufzustellen – mit direktem (mahnenden) Blick auf die bettelnden und gelegentlich gar trinkenden und singenden Müßiggänger unter den Rathausarkarden. Da sind wir natürlich gern dabei und spenden glatt noch einen stabilen Regenschirm, damit die Tauben dem universellem Erbonkel dieser Stadt nicht pietätlos auf den straffen Scheitel schietern!
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Morgen nun geht sie zu Ende, die zweitschönste Zeit des Jahres: Zum Finalabend treffen sich die Berufsringer aus aller Frauen Länder in der Stadthalle um sich dramatische Schlachten zu liefern auf dem schmerzhaften Weg zu Ruhm und Reichtum. Eine pausbäckige Zuschauerin kommentierte das nahe Ende des Turniers am Hackepeterbrötchenstand mit den schönen und wahren Worten: „Die Stadt müßte das ganze Jahr über Catchen organisieren für umsonst. Da kämen doch mehr Leute wogen nach Bremen als wegen dem blöden Klangbogen.“ Das meinen wir auch. Und immer wenn die Sache an Attraktion verliert, gibt es ein spezielles Highlight. So fordert denn ein stadtbekannter Kolumnist einen landesweit verachteten Honorarkonsul zum Keltenkampf nach verschärften Regeln: Looser leaves town! Und die Bremerhavener Fischköppe tragen ihre partei-internen Fehden künftig als Teamkampf aus: Als Sieg zählt nur Aufgabe des Gegners oder seine Bewußtlosigkeit. Na klar!
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Was es nicht alles gibt... Zum Beispiel dies hier: Auf dem Culinary Military World Cup in Luxemburg belegte das Küchenbullen-Team des 3. Schnellbootgeschwaders aus Wilhelmshaven im Bereich der warmen Küche den ersten Platz für Gurkensuppe mit Eiweißsäckchen, Entenbrust an Senf-Honig-Sauce mit Spiralkartoffeln sowie Birnenpudding als Dessert. Als Maitre de Cuisine verlautbarte anschließend ein Ralf Schröder nach einem Gespräch mit dem Leiter der israelischen Küchenbrigade: „Wären alle Politiker Küchenchefs gewesen, hätte es nie Kriege gegeben.“ Tjaja, der Herr Hitler war halt Rohköstler und kein koscherer Gourmet..
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Prinzipiell halten wir den hippehoppeligen Spray-Artisten für genauso blöd und überflüssig wie das handelsübliche ADAC – Mitglied oder den seniorenschädlichen Rheumadeckenverkäufer. Gestern aber lasen wir auf einem Trafo-Kasten den trefflichen Edding-Schnack: „Das Herz von Oberneuland schlägt in Buchenwald!“ Wer stickt das bitteschön liebevoll auf einen Altarteppich, auszurollen in der Kirche von Oberniggeland, wenn die Fohlenweiden-Besetzer von gestern wieder zur Junkie-Hatz blasen? Sie müssen vielleicht so sein wie sie sind, aber ob sie sein müssen: Das wird man doch wohl noch diskutieren dürfen..?!
Ulrich Reineking-Drügemöller
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