■ Urdrüs wahre Kolumne: Feinstoffliche Welt der Engel
Der Landesvorstandssprecher des Bündnis 9O/Die Grünen bittet derzeit vornehmlich Nicht-ParteimitgliederInnen, ihre Erfahrungen mit grüner Politik in den letzten drei Jahren für eine Broschüre zu beschreiben und fordert höflichst die Bereitschaft ein, „sich diesem Projekt zu stellen.“ Na klar doch wird die Herausforderung angenommen-aber bitte nich jammern, wenn Ihr schon bei der 1.Runde den Pausengong nicht mehr hört!
Problematischer zu bewerten ist da schon die Herausforderung des bremischen Gesamt-Nervenkostüms durch das Baracken-Projekt des Arbeiters für Bremen Friedrich Rebers.
In wenigen Tagen werden uns schon wieder die abgewichsten Quasselstrippen aus der Reservearmee des DJ-Fußvolks allüberall in der City die Ohren vollsülzen mit den verlogenen Propagandasprüchen der Bürgerparktombola, die wir vom Standpunkt des alternativen Verbraucherschutzes schon in den Vorjahren heftig maßregeln mußten wegen des haltlosen Versprechens “Jedes 3.Los gewinnt!“ Dazu dann diese Delmenhorster Schwarzwaldhütten, aus denen heraus sich die peinliche Übergabe von Sachpreisen wie Cornflakes und Vollkornzwieback zum schadenfrohen Gaudium jener Passanten vollzieht, die nicht auf die Sirenengesänge der Tombolawerber hereinfallen. Könnte nicht die diesjährige Lotterie zu einer Volksabstimmung gegen das Arbeit für Bremen-Politbüro erklärt werden? Müssen ja nur ihre Wilhelmis, Lenzens und Lojewskis als prominente Starverkäufer losschicken, dann gehen die Lose weg wie Semmeln von vorgestern! (Teil I der Kampagne 95 “Gräfin Emma contra Tombola“)
Eine leuchtende Zukunft winkt Jochen Larisch, dem scheidenden Kneipier des Lokals „Zum Kuhhirten“ als Dienstschäferhund bei der SOKO „Organisierte Kriminalität“. Wusste er doch auf eine BILD-Anfrage zu eventuellen Interessenten für die gastronomische Immobilie zu sagen „Hier schlichen sogar Männer ums Haus, die aussahen, als wären sie von der Russenmafia“. Gut gebellt, Jochen - für so sensibel entwickelte Ferndiagnostik gibt's bestimmt eine Nische auf dem Markt für Rassenkunde und Sicherheit.
In einer Waller Apotheke fragt ein sportiver junger Mann nach “einer Salbe oder sowas gegen Rückenschmerzen, aber das muß schnell wirken, weil ich heute noch zum Squash muß“. Und zur großen Freude des nicht ganz so sportiven und nicht ganz so jungen Zuhörers antwortet der weise Apotheker : „Wennse dann Sport machen wollen, brauchense nichts fürn Rücken sondern fürn Kopf“. Aber so isses doch!
Nach einem kabarettistischen Auftritt beim HBV-Kongress trifft ein ortsansässiger Kleinkünstler an der Hotelbar den vielfachen Ex-Weltmeister und Catch-Promoter Otto Wanz und dessen Kollegen Klaus-“Dampfhammer“Kauroff , wechselt mit den starken Männern einige freundliche Worte und wird beim Verlassen des Foyers von einem HBV-Delegierten mit der offenkundig ernstgemeinten Frage konfrontiert: „Sind das die hauptamtlichen Kollegen von Bau Steine Erden?“ Ja weiß man's?
Das Wort zum Wochenende lesen wir heute im Programm der Nordlicht-Seminare aus Bassum, gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier: „Wir erforschen unsere Stimme als mediales energetisches Instrument und treten in Kontakt mit der feinstofflichen Welt der Engel. Wir erforschen den Bodyflow und finden einen sicheren Raum, in dem persönliche Prozesse, Licht und Dunkel betrachtet werden können. Viel Gelegenheit für Humor, Tanz, Musik, Gesang, Stille und Meditation!“ Das wär doch was für dich, du süßes kleines HeileHeileGänschen. Bildungsurlaub angemeldet?
Ulrich Reineking-Drügemöller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen