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■ Urdrüs wahre KolumneEine Alpensinfonie für Otto

Keineswegs durch Gottesgnadentum legitimiert ist die Herrschaft des gemeinen Automobilismus und dennoch sind es gerade die Hersteller der Baby&Bambi-Totmach-Maschine Auto, die in ihrer Werbung den Namen des Allmächtigen mißbräuchlich in ihrem altölgetränkten Maule führen. So wurde jetzt für den Seat Ibiza geworben. „Und führe uns nicht in Versuchung. Doch! Denn sein ist die sportliche Ausstattung, freches Design und Sparsamkeit.“ Die Schreiberlein von Citroen setzen dem jetzt für den neuen Citroen AX noch die Dornenkrone auf und verkünden „Autokäufer im siebten Himmel“. In Wahrheit aber, so weiß der Gelegenheits-Theologe, in Wahrheit gibt's für diese Knechte nur die Hölle, wo sie dann Tag für Tag in vollen Zügen Spaß am Gas genießen dürfen. Ab dafür!

Das Bildungswerk der Katholiken aber legt sein neues Programm für Bremen unter dem sinnigen Motto „Gewinnen durch Verzicht vor und propagiert das gute alte Fasten nachkarnevalesker Askese jetzt als Heilfasten mit Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Auf was Kirchens nicht alles kommt, wenn die Herde kleiner wird und weiterhin genügend Schafe geschoren werden müssen. Demnächst geht's noch auf den religiösen Sado-Maso-Trip: Da kann man schließlich auf zwei Jahrtausene Erfahrung zurückblicken und gegen das meditative Stachelband und die Neunschwänzige des Opus Dei ist das bißchen Doktorspiel der Latex-Enthusiasten doch Pipifax.

Daß Onkel Friederich sich mit der Autofahrerpartei Bremen eine Spielwiese für den Eintritt in die gesellschaftliche Ödnis des Rentnerdaseins schafft, wollen wir ihm schon gönnen: Warum schließlich hat die Bremer Altenpflege noch keine echten Abenteuer für unternehmungslustige Senioren im Programm... Unanständig aber sein Hinweis im Abschiedsbrieflein an die Liebe-Klaus-SPD, daß diese Stadt unter Wilhelm Kaisen nicht überschuldet war. Schließlich werden aus den Zinsen doch auch die politisierenden Frühstücksdirektoren der Sparkasse bezahlt und ohne bremische Verschuldung müssten Rebers und Nölle wahrscheinlich Kitt von den Wänden kratzen. Von nix kommt doch nix!

Bei der 1.Herrenmannschaft des ESV Blau Weiß stellte sich jetzt mit dem Trainer Thomas Springstein der Hofapotheker von Laufprinzessin Kathrin Krabbe vor, der den Kickern „im Ausdauerbereich einen entscheidenden Vorsprung gegenüber der Konkurrenz vermitteln soll. „ Für die fälligen Dopingtests empfehlen wir dem Management schon jetzt, ausreichende Vorräte von unbelastetem Eigenurin für jeden einzelnen Spieler auf Eis zu legen, spätestens bis zum nächsten Benefizspiel für die Kampagne „Keine Macht den Drogen“. Ischa für'n guten Zweck!

Apropos Fußball: In zynischer Vorhersehung widmete die Konzertinitiative Dacapo bereits vor Wochen ein Alphorn-Special auf dem hauseigenen CD-Label dem SV Werder. Titel des Stückchens: „Dem Tüchtigen freie Bahn“. Manager Willi war definitiv „not amused“ , als er den Silberling mit Widmung in die Finger bekam, nachdem sein tüchtiger Otto die hochverräterisch freie Bahn zu den Bayern angetreten hatte. Auf derselben CD befindet sich übrigens noch ein netter akustischer Kommentar zur Lage: Lila Kühe scheißen pladdernd auf den grünen Rasen.

Ulrich Reineking-Drügemöller

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