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■ Urdrüs wahre KolumneÖkologischer Hundefraß

Auf dem Wochenmarkt. Der knorrige Kerl mit der sehnigen Langstreckenläuferstatur ist natürlich für das Biogemüse zuständig, führt daneben ein kleines Wurstsortiment aus selbstredend allerbester Herkunft und hat im Laufe der Jahre das Lächeln des verkaufstüchtigen Überzeugungstäters auf seinem Gesicht festfrieren lassen. Das ihm aber heute ausnahmsweise entgleist, denn kommt da doch eine Hundehalterin samt Cockerspaniel vorbei und verlangt nach Hundefutter aus garantiert rückstandsfreier Zucht von womöglich freilaufenden Rindern und Schweinen. „Sowas führen wir nicht, wüßte auch nich, wo es sowas gibt“, antwortet der biologisch einwandfreie Handelsmann, um sich daraufhin vorwerfen zu lassen, für vierbeinige Mitgeschöpfe offenbar nichts übrig zu haben. Und dann bringt diese Krämerseele der gesunden Lebensführung einen wenig kundenfreundlichen Satz hervor, für den wir ihm glatt den Rustl-Kahlkopf knutschen könnten: „Ach leck mich doch am Arsch. Leute mit deinen Problemen, da hab'ich keinen Bock drauf!“

Die Stadt Oldenburg (das ist die Gemeinde and der Hunte, wo die Oberstadtdirektorenimmer einen Pinkel in der Hosentasche haben und jeder Bullizist einen Blutalkoholpegel von drei Promille ausweist), die Stadt Oldenburg also sucht für ihr Ausbildungsprojekt KONDOMIUM zum Welt-Aidstag am 1. Dezember jetzt schon Verhüterli aus Opas Zeiten. Diskrete Ziegenhautsäckchen, wie sie damals talkumbestäubt im Schwange waren und nach milder Zwischenspülung im Mehrwegverfahren Verwendung fanden. Wer beim Stöbern in Urgroßmütterchens Matratzengruft fündig wird, dem winken als Dank und Anerkennung für die Leihgabe Lose einer Verhütungslotterie.

Daß man in Bremen mit Hilfe der Gemeinen Sozialdemokratie einen Sozialfall wie Ernst Ulrich Pfeifer mit dem Drückeberger-Posten des Bürgerschaftsdirektors versorgt; daß man dies im Wissen darüber tut, daß dieser Christdemokrat im kackbraunen Milieu von Rotenburg/Wümme als juristisch-politischer Berater der Altnazi-Organisation STILLE HILFE auftrat; das zumindest sollte nunmehr alle rührseligen Willy Willy Brandt-Nostalgiker endgültig dazu treiben, aus ihren Mitgliedsausweisen Torpedo-Boote zu falten, um diese gegen den Tanker SPD ins letzte Gefecht zu führen. C3 D3, getroffen und versenkt!

In diversen Stadtmagazinen und neuerdings sogar in der Bremer TAz wird an der Kampagne mitgestrickt, mit dem der Liberalinski als Flaneur und aufgeklärt-lockerer Citoyen getarnt zum Angriff auf die Lebensbedingungen des Verkaufspersonals bläst. Einkaufen mit und ohne goldene Kundenkarte will das Geschmeiß, wann immer es ihm in den Kram passt. Und damit die Sklavenhalter-Brutalität, mit der man hier hundertausende von Menschen zu Domestiken des Freizeit-Sonnenstaates der Happy-Few machen will, nicht ganz so offenbar wird, machen sich die Damen und Herren mit dem Shopping-Hunger jetzt auch noch Gedanken darüber, ob die bisherigen Arbeitszeiten denn auch elternfreundlich seien. Dies, bittschön, wollen wir doch den Werktätigen des Einzelhandels, dem kämpferischen Krampfader-Proletariat ! AMEN!

Ulrich Reineking etc.

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