piwik no script img

■ Urdrüs wahre KolumneAuch Du, mein Sohn Olli?

Zurück aus dem Urlaub. Trost spendet da bei Sichtung des zwischenzeitlich angefallenen Bremer Medien-Kompost einzig der Hinweis, daß die Matjes-Saison begonnen hat. Auf Reisen war das kleinste deutsche Bundesland ja in den letzten Wochen nur durch den CDU-Parteitag wahrzunehmen und durch die erschütternde Information, daß die Dreckschleuder von Pastor Hintze durch einen ökumenischen Gottesdienst gesegnet wurde. Hier vermißt man in der Tat, daß der Gekreuzigte nicht mehr unter uns weilt, denn wie ER das Gesindel aus dem Tempel getrieben hätte, das wäre sicher ein tolles Splatter-Video geworden...

t

Die Tatsache, daß an der Uni inzwischen Versuche mit liebenswerten Makaken erlaubt werden, ermuntert mich, die Verantwortlichen nunmehr für umfassende Belastungs-Tests freizugeben: Wer Mief sät, wird donnernde Fürze ernten.

t

Mit warmer Sympathie vernehme ich die Worte des Kunstvereinsvorständlers Willy Attenstädt, daß ein hiesiger Architekt mit seinem beachtlichen Nachkriegsvermögen gemeinnützig wirken will. Sofern nachweisbar ist, daß es sich bei diesem Vermögen um redlich Erworbenes handelt, bin ich gern bereit, beratend an der sinnvollen Umschichtung mitzuwirken. Auch Ablaßzettel für Sünden im Stadtbild werden nach sorgfältiger Prüfung des Einzelfalls ausgegeben.

t

Sehr korrekt, daß die Disziplinarkammer den überführten Sex-Gangster aus der Wache Vegesack nicht aus dem Polizeidienst entfernt hat: Für uns Feindbild-Maler ist damit ein Bulletten-Modell zur Verfügung gestellt worden, das sich zur Qualifizierung des Nachwuchses bestens eignet. Vor allem für Holzschnittkurse ein echter Knüller.

t

JedeR BremerIn sei in der Fremde eine BotschafterIn der Stadt! Ganz und gar nicht an diesen Grundsatz hielt sich dieser Tage das schwule Freundespaar Chris und Dieter aus dem Viertel, das beim Quizspiel des Animationsteams im bulgarischen Family-Club Kaliakra durch rücksichtslosen Einsatz des gemeinsamen Allgemeinwissens vor allem den neunfünfländischen Anteil des Publikums derart in Rage brachte, daß ein empörter Sachse Volkes Stimme schließlich mit diesen Worten auf den Punkt brachte: "Wenn die Bremer Arschficker nicht gleich mal das Maul halten, gibt's Ärger. Sollense doch ihre Sterbehilfe von Beck's zu Hause saufen!“ Wissen Chris und Dieter denn nicht, daß ein Wirtschafts-Standort auch durch überzogene Protzerei mit den eigenen Fähigkeiten kaputtgemacht werden kann? Ein Meilenstein auf dem Weg zu einem liebenswerten Profil dieser Stadt hingegen ist das Radio-Bremen-Schlagerfestival im Aladin: Wenn das Ganze am Ende noch Achim Kinzel in Tateinheit beispielsweise mit Jens Eckhoff moderiert hätte: Wie wäre solch Spektakel zu toppen gewesen?

t

Auch Du mein Sohn, Olli? Der ich Dich Torwart-Recken immer wieder gegen alle Vorwürfe und Häme verteidigt habe — Du also brichst mir das Herz und spielst auf Schalke, wo doch der Geist von Ernst Kuzorra und Jupp Posipahl dort längst durch die Möllemänners vertrieben wurde? Ach Olli, wat machste da nur wegen Geld? Enttäuscht

Ulrich „Grün-Weiß“

Reineking

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen