piwik no script img

■ Urdrüs wahre KolumnePleiten, schwanzlastig

Mit Rudolf Scharping bekommt der Deutsche Adel jetzt vermutlich eine Form der Blutauffrischung, die jedem künftigen Handel mit Titeln wie Freiherr, Graf und Baron unterbinden wird. Wenn er demnächst als Graf Pilati durch die Talkshows albert, wird kein Krethi und erst recht kein Plethi mehr bereit sein, sich von irgendeiner ehrenhaft beim Bridgespiel ruinierten von und zu Ahnfrau gegen Bares adoptieren lassen. Um mit solchen Dokumentenfälschern, ehemaligen Ziegenbärten und Bruchpiloten gemein zu sein, reichte doch bislang die Mitgliedschaft in der SPD oder der Bundeswehr, „Vater der Soldaten, we remember! Und die durch und durch perverse Lovestory des Ministers mit der blaublütigen Dame – war nicht am Ende sie verantwortlich dafür, dass dieser Strolch den Balkan-Krieg vom Zaun brach? Damit hatte er schließlich immer ein bequemes Alibi für den raschen Seitensprung. „Tschuldige Jutta, hab da noch'n Termin mit dem Generalstab!“

„Was wäre ein Bier ohne Brezel?“ – eine Frage, die in ihrer absurden Komplexität keineswegs positiv einnimmt für den Werbetexter, der diese Botschaft via weiß-blau unterlegtem Plakat in der gutbürgerlichen Pilsstube an den Trinker heranträgt. Umgekehrt, da wird freilich ein Schuh daraus, denn als Dreingabe zum Halben lässt man sich das Laugengebäck herzlich gern gefallen. Mit solch lebensnahen Fragen kann die Deutschlehrerin ihre Zöglinge nicht früh genug befassen – pädagogische Task Force, übernehmen Sie!

Ich kann es nicht länger für mich behalten angesichts der existentiellen Finanzkrise dieses Bundeslandes: Die Tatsache, dass Millionen von Staatsknete mal klammheimlich und mal in der dreisten Offenheit dumpf-stumpfer Überheblichkeit in den bodenlosen Sack der Wind- und Regenmacher von der Mjusicälzunft geschüttet werden – sie resultiert nach Meinung einer hochanständigen Waller Kaltmamsell aus der Tatsache, dass Hartmut Perschau schon seit Hamburger Zeiten ein Verhältnis hat mit irgendeinem dieser smarten Jungs aus der Buddy Holly-Connection. „Und damit wird er jetzt erpresst, und nach einem Sauna-Abend mit den anderen Kerlen im Men's Seven hält der Rest von SPD und CDU inzwischen auch das Maul, Polaroid sei dank“, meint meine Gewährsfrau – und hat sich das natürlich freihändig ausgedacht. Oder doch nicht? Ich meine, irgendeinen Grund muss das ja haben, ist ja wirtschaftlich-rational nicht mehr zu erklären ... Und wie ist das mit den Gerüchten um Birgit „Expo“ Breuel und Sir Peter Ustinov? Am Ende sind doch alle Pleiten ganz schön schwanzlastig.

Die Grünen sammeln Unterschriften gegen die Stilllegung von Interregio-Verbindungen, völlig d'accord. Aber könnte man diese Unterschriftensammlung nicht gleich um zwei Forderungen ergänzen, ist doch am Ende ein Abwasch?! Zum einen sollte das Bistro im Interregio endlich mal gezwungen werden, halbwegs vernünftigen Kaffee über den Tresen zu reichen, womöglich noch mit Gebäck, das nicht aus der Ausschuss-Produktion stammt. Und zum anderen sollte man bei Neuanschaffungen dafür Sorge tragen, dass die Plaste- und Elaste-Sitze dieser Züge nicht immer so stinken wie nasser Hund von hinten. Aber ansonsten, wie gesagt, in diesem Fall mal völlig einverstanden mit Familie Grünspecht!

Die Versammlung des Deutschen Schäferhund-Zuchtunwesens im Weserstadion hat den Platz ja nun derart zugekotet, dass die Werder-Amateure im Pokalspiel schon auf den Stammplatz-Vorteil verzichten mussten und im feindlich gesinnten Oberneuland natürlich prompt vom VfL Wolfsburg abgelascht wurden. Und wenn am Ende die Profis um Thomas Schaaf wegen klaokös bedingtem Trainingsausfall aus der Bundesliga absteigen, sollten wir unbedingt daran erinnern dass dieses Elend einzig der schwarzen Herde der Schäferhundhalter zu verdanken ist, die den Platz überhaupt nicht ordentlich abgeleckt haben.

Die chinesische Lösung solcher und anderer Probleme empfiehlt nach wie vor

Ulrich „Mao“ Reineking

P.S.: Und immer ist die von mir so lange und sehnsüchtig erwartete Helgoland-Express-verbindung durch Schnellboot „Speedy“ noch nicht in fahrplanmäßigem Schwung gekommen. Ich wette, dass wieder mal die ortsansässige Wirtschaftsförderungs-Mafia dahintersteckt – vermutlich, um Getränkesteuer für Bremen zu reten. Klabautermann, übernehmen Sie!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen