■ Urdrüs wahre Kolumne: Unerlaubte ABC-Kriegsführung
Seit Brigittegitt Dreyer und Hartmut Frensel nicht mehr auf Gewerkschafter mimen, gab es keine organisierten Versuche mehr, die Bremer ArbeitnehmerInnenkammer kaputtzumachen. Wenn jetzt der „Landesbeauftragte“ der Phantom-Organisation AUB (Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger) sich dieses Anliegen klagenderweise zu eigen macht, sollte man ihn zumindest veranlassen können, ein paar Promille seiner angeblich 2.000 Mitglieder in Bremen vorzuführen. Wahrscheinlich muss er sich selbst diese paar Kronzeugen seiner Legitimation noch bei der Jobvermittlung oder beim Studentenwerk besorgen – das schafft wenigstens für ein paar Stunden Arbeitsplätze.
In Schutz nehmen muss man Henning Scherf vor dem immer wieder durchschimmernden Vorwurf, seine vor Schaffermahlzeiten und ähnlichen Anlässen erkennbar werdende Neigung zu Shanty-Chören sei lediglich ein populistisches Gimmick. Ich jedenfalls habe als Moderator eines Bunten Nachmittags zur Einweihung eines Festplatzes in Huchting diesen maritimen Sängerknaben live mit anderen singenden Fahrensmännern erleben können und war von seinen diesbezüglichen Qualitäten so beeindruckt, dass ich jederzeit „La Paloma“ im Duett mit ihm interpretieren würde, so es der Stand der Klassenkämpfe erfordert.
Der schöpferische Prozess von Sprache wurde mir einmal mehr bewusst, als ich kürzlich meiner langjährigen Freundin Katja einen Frühstücksbesuch machte und mein Mitbringels von ihrem knapp dreijährigen Töchterlein mit strahlender Miene als Rüben-Aschen-Ei identifiziert wurde. Machen Sie getrost tantiemenfreien Gebrauch von diesem Synonym für Überraschungsei – gibt jedenfalls mehr Sinn als der Blödschnack, den ich kürzlich bei einem Vereinsmeierer in Utbremen mit Sozialisation im Öffentlichen Dienst hörte, der allen Ernstes meinte: „Wenn zum nächsten Ausflug wieder nur eine so geringe Resonanz zu beklagen ist, lässt sich das für uns kassenseitig in der finanziellen Perspektive einfach nicht mehr darstellen.“ Der Mann ziert sicher jedes Ergebnisprotokoll.
Ist da nun irgend etwas dran an dem Gerücht, dass aus dem Bauch der Sozialdemokröte der Valensina-Einflussagent Uwe „Uwe“ Beckmeyer als Nachfolger von Hilde Adolf wieder ins Senatorenamt gehievt werden soll? Oder hat die ewige Lach- und Nullnummer aus Bremerhaven sich am Ende nur selbst ins Spiel gebracht, um meiner berechtigten Forderung zu entgehen, im Rahmen moralischer Wiedergutmachung des von ihm angerichteten Schadens wenigstens die Lagerschuppen ausfegen zu müssen? Durch solche Drückebergerei aber wird im Volk der Wunsch nach mittelalterlichen Sanktionen wie Schandkappe oder Schlagen auf den nackten Mors lebendig gehalten – schade eigentlich!
Ich habe den Plattmachern von Gartenwohnkultur im Bremer Westen ja manche fiesemiese Schweinerei zugetraut. Dass sie aber so weit gehen würden, über die Restmülltonnen radioaktiven Müll auf die Blockland-Deponie zu bringen, kann ja wohl nur als unerlaubte ABC-Kriegführung verstanden werden. Doch täuschet Euch nicht: Die friedlich mit den Siedlern koexistierenden Ratten in den Komposthaufen der Parzellen, sie werden zu unerbittlichen Kampfmaschinen werden, und dann wird ein Geschrei sein im Großraumbüro und die Politiker werden fragen „Was ist das für ein Geschrei?“ Doch die Maus mit acht Schwänzen ... und so weiter! Tuet Buße, kehret um, denn die Zeit des Reuens und Fastens ist gekommen, mahnt einmal mehr
Ulrich „Bußtag“ Reineking
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen