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■ Urdrüs Wahre KolumneRevolutionäre Trunkenheit

Ach dieser Staatsrat Frank Haller! Wundert sich, daß alle Durchstechereien zugunsten der Karosserie-Schneiderei TRASCO vergebens waren und selbst der tiefste Zungenschlag in den Enddarm nicht mehr ausreicht, um wirklich alle Nagetiere auf dem sinkenden Schiff zu halten. Reicht eben nicht!

Endlich hatte ich den Stein des Weisen für meine Kleidung gefunden. Versprach mir doch der Edelversender LAND-S END ein mehr oder minder ewiges Rückgaberecht: „Aus jedem Grund, zu jeder Zeit. Unsere Produkte sind garantiert. Wir meinen, was wir sagen“. Um mich restlos zu überzeugen, verriet die Firma auch noch das Geheimnis seiner Knopf-Auswahl: „Wir lassen Backsteine darauf fallen, um die Haltbarkeit zu testen.“ Nur: Kein einziges Kleidungsstück ist auch nur annähernd groß genug, um meine Blöße zu decken. Auch dieser Fall von Dickendiskriminierung gehört vor ein ordentliches Gericht!

„Wer liegt wo?“, nennt sich eine jüngst erschienene Bremensie, die den Weg zu den letzten Ruhestätten bekannter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und restlicher Society dieses Kirchspiels weist. Wer gibt dem Autor Thomas Schäfer personelle Anregungen und heiße Kandidatentips für die nächste Auflage? Vor allem die WallerInnen unter uns wurden immer wieder mit der Vision von der „Stadt am Fluß“ daran gehindert, unsere wohlbegründete Ablehnung hiesiger Hofschranzen und Potentaten Fäkalverbal oder handgreiflich zum Ausdruck zu bringen. So mancher hat schon für sein Wüstenrot-Idyll „Wohnen am Wasser“ entgegen seiner wahren Intentionen Jahr um Jahr geackert und gerackert und gespart und selbst dem Gelegenheitswaller Dahl gelang es mit seinem Schifflein ab Überseehafen nach Hawai zu schippern. Und jetzt wird der Hafen einfach so zugeschüttet – so skrupellos, daß selbst Helga Trüpel in mädchenhaftem Zorn zur bildreichen Klassenkämpferin Note anno dunnemals zurückfindet und wie das einstige KBW-Zentralorgan persönlich über eine „unselige Politik“ klagt, die „potentiellen Geldgebern die Sahnestücke der Stadt zum Fraß vorwirft“. Das sind verbale Schritte in die richtige Richtung und wenn wir „mit dem Kapital und seinen Lakaien jetzt noch gezielte Tritte in die Magengrube“ versetzen, dann blüht der Weizen wieder, aus dem einst der Korn revolutionärer Trunkenheit destilliert wurde.

Hände weg vom. Und vorwärts zum Stapellauf für den kleinen Panzerkreuzer Aurora fordert Euer, vom Mantel der Geschichte umwehter, alter Hafenkapitän Ulrich Reineking etc.

P.S.: Weil sich Bullizisten beim Castorbegleiter nicht die Pfoten verbrennen sollen, empfiehlt Polizeigewerkschaftler Dieter Oehlschlaeger seinen Mannen die präventive Krankschreibung. Und aus der Innenbehörde wird diese klitzekleine Feigheit vorm Strahlentod so vehement attackiert, daß wir wissen: Es geht um die Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Grenzen von kurz vorm Krieg.

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