Untersuchungshaft : In Betreuung investieren
Es wird immer Ausnahmesituationen geben, in denen Menschen keinen anderen Ausweg sehen, als sich das Leben zu nehmen. Von daher ist es wohltuend, dass sich nach den beiden Suiziden im Hamburger Untersuchungsgefängnis niemand anmaßt zu behaupten, sie hätten sich mit Sicherheit verhindern lassen. Und es kann trotz sorgfältiger Gespräche geschehen, dass eine Suizidabsicht nicht rechtzeitig erkannt wird.
KOMMENTAR VON FRIEDERIKE GRÄFF
Das bedeutet aber nicht, dass es in der Hamburger Untersuchungshaft – und das gilt für viele Untersuchungsgefängnisse – die Betreuung gäbe, die dieser Ausnahmesituation angemessen ist. Es ist ein Gemeinplatz der forensischen Forschung, dass die Untersuchungshaft ein Risikofaktor für Suizide sein kann, vor allem kurz nach Haftantritt. Deshalb kann es nicht genügen, dass am Wochenende der Betrieb auf Sparflamme läuft – sowohl was Freizeit- als auch was Betreuungsangebote anbelangt.
Ein neues Gesetz zu den Bedingungen in der Untersuchungshaft wird das nicht ändern. Es obliegt der jeweiligen Anstaltsleitung, wie sie es umsetzt. Das wird vor allem davon abhängen, wie hoch ihr Personalbudget ausfällt – und damit liegt der Ball wieder bei der Politik. Geld für Gefängnisse auszugeben ist meist dann populär, wenn es um die Sicherheit der Außenwelt geht – das sollte aber niemandem genügen.