Untersuchungsausschuss Kevin : Das totale Amtsversagen
Was kann der Untersuchungsausschuss zum Tod des zweijährigen Kevin noch ans Tageslicht bringen? Das haben einige gedacht, als die Bürgerschaft vor zwei Monaten das aufwändige Verfahren beschloss. In dem Untersuchungsbericht des Justiz-Staatsrates Ulrich Mäurer stehe doch alles drin, so die Meinung vieler. Doch nach dem gestrigen ersten Vernehmungstag wird das niemand mehr sagen.
Kommentar von Klaus Wolschner
Allein aus der Aktenlage, ohne die Befragung von Zeugen, habe sich ein Verdacht gegen die Mitarbeiter des Jugendamtes wegen unterlassener Hilfeleistung ergeben, so Mäurer. Und: Es sei ein Wunder, dass Kevin die ersten Monate überlebt habe. Auch die Familienhebamme, die Kevins Mutter betreute, redete Klartext. Anhand von präzisen Beobachtungen schilderte sie, warum sie schon früh den Eindruck gewonnen hatte, dass die Mutter völlig überfordert sei. Man wünscht sich, diesen klaren Blick hätten auch die Mitarbeiter des Jugendamtes besessen. Der Case-Manager sei desinteressiert, „konzeptlos“ und „unengagiert“ gewesen, im Grunde von seiner Verantwortung überfordert, beschrieb die Hebamme ihren Eindruck. Mit Unterstützung der Drogenhilfe sei sie früh und gezielt aus der Betreuung des Kindes herausgedrängt worden.
Das Fazit: Es besteht erheblicher und dringender Reformbedarf im Amt für soziale Dienste.