Unterm Strich:
Der beliebte russische Regisseur Eldar Rjasanow ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Zum Jahreswechsel läuft auf allen russischen Fernsehkanälen seit 1976 sein Film „Die Ironie des Schicksals“. Die Verwechslungskomödie gehört im postsowjetischen Raum zum Festprogramm wie hierzulande „Dinner for one“. Es geht um die Monotonie von Plattenbauvierteln, um ein Saufgelage, um Selbstbehauptung und die Suche nach Liebe in der uniformen sowjetischen Gesellschaft. Einen Fernsehabend lang wird der Film das schaffen, was Wladimir Putin trotz Gas, Öl und politischem Druck nicht gelingen will: Er wird Russen, Ukrainer, Weißrussen, aber auch Kasachen, Armenier und Aserbaidschaner, kurz: den gesamten zerfallenen Sowjetkosmos für wenige Stunden wieder zusammenführen. Rjasanow ist ein Meister der vermeintlich leichten Filme, die ganz nebenbei ein Gegenbild abgeben zu der offiziellen Propaganda. Rjasanow, 1927 in Samara an der Wolga geboren, kannte das Schicksal der von Repression Betroffenen, sein Vater verbrachte 17 Jahre in Arbeitslagern. Auch als erfolgreicher Filmemacher ließ sich Rjasanow nie vereinnahmen – weder in der Sowjetunion noch im neuen Putin-Russland.
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