: Unterm Strich
Letzter Stand in Sachen „Beutekunst“: In Anbetracht der angespannten kulturpolitischen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland war man auf Seiten der Petersburger Eremitage auf der von Berichterstattern aus aller Welt besuchten Pressekonferenz am Mittwoch um Mäßigung bemüht. Eremitage-Direktor Michail Piotrowski erklärte auf Fragen mehrfach, es stehe nicht in seiner Macht, über die Rückgabe der „Unbekannten Meisterwerke“ – so der Ausstellungstitel – zu entscheiden oder darüber Gespräche mit den ehemaligen Eigentümern zu führen. Nachdem das Museum aber nach nun beinahe 50 Jahren endlich über seine „geheimen Schätze“ reden dürfe, habe es nun die Aufgabe, diese zu pflegen, sie der Öffentlichkeit zu präsentieren und der Kunstforschung zur Verfügung zu stellen. Piotrowski warnte auch vor einer Überbewertung der vor wenigen Tagen fast einstimmig beschlossenen Gesetzesvorlage des russischen Föderationsrats, die Kunstwerke zum Eigentum des Staates zu erklären und damit eine Rückgabe so gut wie auszuschließen. Eine solche Initiative sei „bei uns immer weit von dem entfernt, was man dann schließlich als Gesetz beschließt“. Piotrowskis Vorschlag als Leiter der bilateralen „Restitutionskommission der Museen“: die Bilder zum Eigentum Deutschlands zu erklären, sie aber in Rußland zu belassen – mit der Einschränkung, daß private Erben ihre Bilder zurückerhalten sollen. Die Siemens-Erben, auf die damit u.a. angespielt war, zeigten sich derweil geduldig und zufrieden. Wohl hätten sie einige Bilder gern zurück, aber es ginge ihnen nicht um die materiellen Werte, Verhandlungen auf eigene Faust wolle man nicht führen, „für uns verhandelt Herr Kinkel“, so Sebastian von Johnston, ein Neffe von Peter Siemens. Der deutsche Generalkonsul in St. Petersburg, Cord Meier- Klodt, untermauerte noch einmal die Bonner Position. „Unser Ziel ist es, auf der Grundlage der bereits bestehenden Verträge zu einer akzeptablen Lösung zu kommen“ (Ausführlicheres dazu in Kürze).
Ein „Vieraugengespräch“, von der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis dem unehrenhaft entlassenen Zeltmusikfestivalimpresario Justus Frantz zugesagt, ist von diesem abgesagt worden. Frantz wollte nicht, daß sich die Sache durch zwei anwesende Landesminister zum Achtaugengespräch auswächst.
Nachdem Mitterrand in Paris so viel und so repräsentativ hat bauen lassen, hat man in England beschlossen, dem British Museum ähnlich dem Louvre ein neues Gesicht zu geben. Bis zur Jahrtausendwende soll der Innenhof umgebaut und überdacht werden. Umgerechnet 140 Millionen Mark soll ein Glasdach kosten, das das bisher von der British Library genutzte Gelände überspannt. In dem neu erschlossenen Raum soll es zu Seminaren kommen, zu Gesang, Spiel und Tanz und einigen Restaurants.
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