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Unterm Strich

Während der künftige Bundespräsident so richtig die Versöhnungsmaschine anschmeißen möchte, arbeiten andere an der Subversion des präsidialen Projekts. Es soll weiter gestritten werden. Das öffentliche Streitgespräch über den Umgang mit der Kunst will die Kulturstadt GmbH in Weimar mit einer neuen Veranstaltungsreihe befördern. Unter dem Titel „Streit in der Rotunde“ werden dazu ab Juni rund ein Dutzend Diskussionsabende um die umstrittene Weimarer Ausstellung „Aufstieg und Fall der Moderne“ stattfinden. Die Polemik der speziell um den Ausstellungsteil „Offiziell und inoffiziell – Die Kunst der DDR“ geführten Debatte solle durch eine „sachliche und sachdienliche Auseinandersetzung“ abgelöst werden, sagte Kulturstadtchef Bernd Kauffmann. Ziel der Gesprächsrunden sei es, „die bislang zu wenig geführte Diskussion um den Umgang mit dem jüngeren künstlerischen Erbe der deutschen Geschichte stärker in Gang zu bringen“. Darüber hinaus sollten auch Diskussionsdefizite zwischen Ost und West, etwa über Tendenzen posthumer Identifikation oder Begriffe wie „Moderne“ und „Staatskunst“, abgebaut werden.

Gestorben: Der Schweizer Musikmäzen und Dirigent Paul Sacher im Alter von 93 Jahren. Der am 28. April 1906 in Basel geborene Sacher spielte seit seinem sechsten Lebensjahr Geige. Später studierte er Musik, brachte sich das Dirigieren aber als Autodidakt bei. 1926 gründete er das Basler Kammerorchester, 1933 gab er den Anstoß zur Gründung der „Schola Cantorum Basiliensis“ als Lehr- und Forschungsinstitut für Alte Musik. 1954 fusionierten die Schola und das Basler Konservatorium zur Musik-Akademie der Stadt Basel, deren Direktor er bis 1969 war. Sacher war auch Mitbegründer des Collegium Musicum Zürich, das er als Dirigent bis 1991 leitete. 1934 heiratete er Maja Hofmann-Stehlin, die Witwe des Mehrheitsaktionärs des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche. Das milliardenschwere Vermögen und die Erträge daraus ermöglichten ihm eine großzügige Förderung zeitgenössischer Komponisten. Sacher wurde für sein Mäzenatentum mit zahlreichen Auszeichnungen im In- und Ausland geehrt, so 1993 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und vor zwei Jahren mit dem Europäischen Kulturpreis.

Der Literaturpreis der Schwulen Buchläden will Nachwuchsautoren zu ihrem ersten öffentlichen Auftritt verhelfen. Die Einsendefrist für noch unveröffentlichte Texte, die sich mit schwulem Leben auseinandersetzen, läuft bis zum Dezember 1999, das Preisgeld beträgt 2.000 Mark. Die Teilnahmebedingungen für den Wettbewerb können angefordert werden bei: Joachim Bartholomae c/o Männerschwarm, Neuer Pferdemarkt 32, 20 359 Hamburg.

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