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Unterirdisch -betr.: zu Rosi Roland's "B & B tadellos", taz vom 12.2.94

zu Rosi Roland v. 12.2. „B & B tadellos

Werte Rosi Roland,

da hast Du aber einen ganz schlechten Tag gehabt. Eine so unterirdisch falsche Geschichte habe ich selten gelesen.

Wahr ist daran im Grunde nur unsere Absicht: Vor dem Mißtrauensvotum ein Stück zu senden über inhaltliche Vorwürfe gegen die Baubehörde, und die Senatorin dazu zu befragen.

Tatsächlich haben drei (!) Kollegen, beginnend etwa 10 Tage vor dem Mißtrauensvotum, in mehreren Gesprächen mit dem zuständigen Referenten der Bausenatorin dringlich darum gebeten, daß die Senatorin zur Nachfrage ins Studio kommen möge. Entweder live, oder aber, bei Terminproblemen, auch zur Aufzeichnung.

Die Antwort war jeweils: Der senatorische Terminplan sei so voll, daß vor dem Tag des Mißtrauensvotums keine Luft für ein Studiogespräch bliebe, auch keine halbe Stunde für eine Aufzeichznung, leider - was uns sowohl mächtig gewundert als auch mächtig geärgert hat.

Als letzte Möglichkeit versuchte ein Kollege, Eva-Maria Lemke-Schulte am Tag vor dem Mißtrauensvotum nach der Senatssitzung zu befragen. Leider verließ sie die Sitzung erheblich früher als angekündigt. Da das fertig produzierte Stück aber bekanntermaßen so angelegt war, daß es auf ein kritisches Gespräch mit der verantwortlichen Politikerin zulief, konnte es eben ohne dieses Gespräch nicht gesendet werden.

Als dann aber nach dem erfolgreich überstandenem Mißtrauensvotum der senatorische Terminplan doch eine überraschende Lücke aufwies, die ein Studiogespräch ermöglichte, haben wir das zum frühestmöglichen Zeitpunkt gesendet.

Vermutlich wird sich auch die Senatorin noch gut daran erinnern, daß es anschließend im Fernsehstudio zu einem heftigen Disput über ihren für Bremer Verhältnisse doch ungewöhnlich engen Terminplan kam. Am Ende dieses Disputs stand ein behördlicherseits gemurmeltes „Mißverständnis“.

So war das. Für jeden der aufgeführten Sachverhalte gibt's reichlich Zeugen - und mit einem einzigen Telefonanruf hätte die taz dies herausbekommen können. Aber dieser Anruf beim Planer der Sendung unterblieb - und nun weiß ich nicht, ob Rosi Roland einfach zu doof zum recherchieren ist - oder ob das Motto galt: „Nur keinen schönen Verriß durch die Wahrheit kaputtmachen lassen.“

Ist ja auch immer wieder prima, die Vorstellung: Da klingelt Politik bei Funkhausleitung an, Funkhausleitung klingelt weiter und unten wird beflissen Programm gekippt. Wie sich Klein Rosi eben das Fernsehen so vorstellt. Tadellos, dieses schlichte Weltbild, findet

Hans Jessen, Chef vom Dienst, Buten & Binnen

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