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Unpolitische Autoanzündler vor GerichtDie Dummheit der drei Vorstadtjungs

Drei Spandauer gestehen, eine Jacke auf einem Auto abgebrannt zu haben. Ihre Tat haben sie gefilmt. Politisches Motiv ist nicht erkennbar.

Noch ein Fall für die Staatsanwaltschaft? Der hochwertige Neuwagen des Michael S. brennt auf ein Ermittlungsverfahren Bild: dpa

Wenn es um brennende Autos ging, hatte die Justiz in den letzten Monaten große Probleme. Am Mittwoch aber wurde es den Richtern einfach gemacht. Drei junge Angeklagte gaben nicht nur zu, im Sommer ein Auto flambiert zu haben. Sie haben ihre Tat sogar mit dem Handy gefilmt. Nur bei der Aufklärung der vermutlich politisch motivierten Anschlagsserie hilft der Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten nicht weiter. Damit haben die Angeklagten offensichtlich nichts am Hut.

Die drei Angeklagten gestanden, im August nach einem Saufgelage eine Jacke angezündet zu haben. Sie lag auf dem Dach eines in Spandau parkenden Autos. Neben der Jacke entstanden lediglich Schäden am Lack. Die Reparatur belief sich auf 2.200 Euro. Beim Besitzer hatten sich die Angeklagten bereits vor dem Prozess entschuldigt. "Das war das Dümmste, was wir jemals gemacht haben. Wir hoffen, dass wir den entstandenen Schaden wiedergutmachen können", gab der angeklagte Benjamin P. (25) vor Gericht zu Protokoll.

Dass Sachbeschädigung derzeit nicht gleich Sachbeschädigung ist, sobald es um Autos in Berlin geht, ließ sich an einem Mann im Zuschauerraum festmachen: Oberstaatsanwalt Thomas Schwarz nahm dort Platz. Der hatte im Oktober im umstrittenen Prozess um den angeblichen Autobrandstifter Christoph T. trotz äußerst dünner Beweislage vehement auf eine harte Verurteilung gedrängt. Mittlerweile wurde T. genau wie zwei weitere angebliche, politisch motivierte Brandstifter nach monatelanger Untersuchungshaft freigelassen. Der Prozess gegen T. muss neu aufgerollt werden.

Auch die jetzt angeklagten jungen Männer saßen mehrere Wochen in U-Haft. Keiner der drei Anfang 20-Jährigen ist vorbestraft oder wirkt wie ein linksradikaler Aktivist. Mit braven Kurzhaarschnitten und unprätentiösen Klamotten sitzen die drei dem Richter gegenüber. Einer arbeitet als Gebäudereiniger, einer als Schornsteinfeger, der andere empfängt Hartz IV.

Ihr Video aus der Sommernacht betrachten der Richter und die Verteidiger nun auf einem Laptop. Die lallende Stimme des Hauptangeklagten Sebastian F. (25) ist zu hören. "Is ja irre", wiederholt er mehrfach. Als die Jacke auf dem Auto brennt, grölen F. und seine Begleiter begeistert. Kameramann Benjamin P. sagt noch im Off, "Jetzt gehts ab", dann endet die Aufnahme. Sie seien wenig später nach Hause gegangen, erzählen die Angeklagten übereinstimmend.

Ob sie aus der Presse von der Welle der Brandanschläge auf Autos erfahren hätten, fragt der Richter. "Ich lese keine Zeitung, nur Computer-Bild. Mir hat man erst nach unserer Tat von den Anschlägen erzählt", sagt Philipp Z. (25) mit belegter Stimme. Auch die beiden anderen erklären, von der besonderen Brisanz ihrer Tat nichts gewusst zu haben.

"Kein Plan. Keine Brandbeschleuniger. Kein linkes Motiv", fasst Mirko Röder, Anwalt des Hauptangeklagten, zusammen. Er plädiert für ein mildes Urteil. Von "Szenetaten" könne in diesem Fall überhaupt nicht die Rede sein. "Es ist klar", unterstreicht der Rechtsanwalt, "dass auch Nachahmungen der politisch motivierten Brandanschläge nicht geduldet werden können. Aber hier haben wir es mit einer Dummheit und keiner politisch motivierten Straftat zu tun."

Trotz der Geständnisse und der "eindeutigen Sachlage" befürchtet er, dass die Staatsanwaltschaft harte Strafen fordere. Weil noch ein Zeuge vernommen werden soll, wurde der Prozess vertagt. BERND SKISCHALLY

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8 Kommentare

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  • JB
    Jasmin Brockdorff

    Also ich finde diese Autozündeleien in einem Aspekt hirnrissig und MENSCHENVERACHTEND, wenn es sich um Autos, die Menschen mit Migrationshintergrund gehören, betrifft.

     

    Wollen wir nun wirklich diesen Menschen nehmen, was die sich in generationenlanger harter Fliessbandarbeit aufgebaut haben?

     

    Manchmal schüttele ich den Kopf, weil es mir fröstelt vor so viel rückwärtsgewandter Kälte der christlichen Männer (und die sind es ja, die sich sowas ausdenken).

  • K
    Küsschen

    Milde Strafe?

     

    Ein Küsschen von Mutti, oder was?

     

    Sachbeschädigung, Vandalismus = Geldstrafe.

     

    Das reicht.

     

    Wie hätte der Autor des Textes wohl reagiert, wenn es sein Wagen gewesen wäre???

  • T
    taipan

    ich glaube, dass die Mehrzahl der brandschläge keienn politischen Hintergrund haben und grösstenteil der linken Szene zugeschoben werden.

  • R
    Rod

    Ein Auto ist wohl mehr Wert als ein Menschenleben. Wenn einer einen Menschen totschlägt gibt es die dafür vorgesehene Strafe oder vielleicht sogar mildernde Umstände wegen Affekt oder Trunkenheit.

     

    Wenn jemand eine tote Sache wie ein Auto anzündet oder beschädigt werden alsgleich unverhältnismäßig harte Strafen verlangt.

     

    In welcher Welt leben wir denn? Ist ein Auto jetzt mehr wert als ein Menschenleben?

  • H
    Horst123

    Im Artikel steht, dass zumindest zwei der Angeklagten 25 Jahre und damit Mitte zwanzig und nicht Anfang zwanzig sind.

    Mit 18 ist man Erwachsen. Wieso steht dann in der Überschrift Vorstadtjungs? Soll das Ganze als dummer Streich unter Jugendlichen dargestellt werden? Dumm und unüberlegt wars auf jeden Fall. Aber es waren Erwachsene!

  • R
    RedHead

    Warum ist das bei einem politischem Motiv schwerer zu bestrafen als bei Dummheit? Ich kann mir zwar Gründe dafür denken (Dummheit ist gewollt, außerparlamentarische Fundamentalopposition jedoch nicht), aber was ist die juristische Begründung hierfür?

  • AB
    anna blume

    "...im Sommer ein Auto flambiert zu haben"

     

    Könnt Ihr diesen Quatsch nicht mal lassen, oder war Lichtenhagen auch nur ein BBQ?

  • JS
    Jack Stern

    solange sie unpolitisch bleiben und sich in regierungsangelegenheiten nicht einmischen sollte es bei einer verwarnung bleiben.