Unklare deutsche Position vor EU-Gipfel: Verwirrung um Eurobonds
Ein Interview von Finanzminister Schäuble bringt Merkel beim EU-Gipfel ins Schwitzen. Seine widersprüchlichen Aussagen zu Eurobonds sorgen für Verwirrung.
BRÜSSEL taz | Eurobonds haben ein langes Leben, sogar in der Bundesregierung. Beim EU-Gipfel in Brüssel sorgte Finanzminister Wolfgang Schäuble gestern für Verwirrung, als er sich erst für Gemeinschaftsanleihen aussprach – und dann wieder dagegen. „Es wird keine gemeinsam garantierten Bonds ohne eine gemeinsame Fiskalpolitik geben“, hatte Schäuble dem Wall Street Journal gesagt.
Anhänger der Eurobonds wie Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker freuten sich, deutete sich doch eine Abkehr vom harten Nein der Deutschen an. Dann kam das Dementi aus Berlin: An der Haltung der Regierung habe sich nichts geändert.
Offenbar war Kanzlerin Angela Merkel ins Schwitzen geraten. Sie will nämlich mit allen Mitteln verhindern, dass der Gipfel, der bis zum Freitag tagt, ein Strategiepapier beschließt, in dem die Eurobonds vorkommen. Das Papier hatten Juncker und drei weitere EU-Granden am Dienstag gemeinsam vorgelegt. Merkel fordert Änderungen.
Neben den Gemeinschaftsanleihen sträubt sie sich auch gegen eine gemeinsame Haftung für strauchelnde Banken. Juncker & Co. glauben jedoch, dass man beides braucht, um die Eurokrise zu lösen. Man solle lieber „den Bericht in Gänze abwiegen und kommentieren“, anstatt „sich nur auf einen Aspekt zu konzentrieren, der nicht im Mittelpunkt der Überlegungen der vier Präsidenten steht“, sagte Juncker.
Italien und Spanien ächzen unter extrem hohen Marktzinsen. Italien forderte deshalb eine Intervention der Eurozone. Merkel lehnte dies zu Beginn des Gipfels am Donnerstag jedoch ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?